21.11.2017

HÖCHSTE AUSZEICHNUNGEN DER ÖAW AN HISTORIKERIN UND QUANTENPHYSIKERIN

Waltraud Heindl erhält den Wilhelm Hartel-Preis, Francesca Ferlaino wird mit dem Erwin Schrödinger-Preis ausgezeichnet. Die beiden höchsten Preise der Österreichischen Akademie der Wissenschaften werden zusammen mit Auszeichnungen für Nachwuchswissenschaftler/innen am 21. November 2017 an der ÖAW in Wien verliehen.

© ÖAW

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) vergibt ihre höchsten Preise in diesem Jahr an die Historikerin Waltraud Heindl und die Quantenphysikerin Francesca Ferlaino. Waltraud Heindl erhält den Wilhelm Hartel-Preis für ihre Forschungen zur Geschichte des 19. Jahrhunderts – insbesondere der Geschlechtergeschichte. Mit dem Erwin Schrödinger-Preis zeichnet die ÖAW Francesca Ferlaino für ihre bahnbrechenden Leistungen auf dem Gebiet der Erforschung von Quantengasen aus.

Von der Verwaltungsgeschichte zur Geschichte der Geschlechterrollen

Waltraud Heindl, Universitätsprofessorin i.R. für Geschichte der Neuzeit an der Universität Wien und Direktorin des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts bis 2001 wird für ihre herausragenden Forschungen zur Geschichte des 19. Jahrhunderts – mit besonderem Augenmerk auf die Rolle der Geschlechter – ausgezeichnet.

Zu Beginn ihrer Karriere ermöglichte Heindl mit der Edition der Protokolle des österreichischen Ministerrats (1848-1867) einen vorurteilsfreien Blick auf die Reformbemühungen jener Zeit. In der Folge beschäftigte sie sich intensiv mit der Geschichte der Verwaltung und der Beamten, jener Gesellschaftsschicht, die seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wesentlich an der Entstehung des modernen Staates beteiligt war. Und schließlich nahm die Historikerin die Frauen- und Geschlechterbilder ab dem späten 18. Jahrhundert in den Blick. Dabei widmete sie sich u.a. der Entwicklung des Frauenstudiums an der Universität Wien. Am aktuellen Genderdiskurs beteiligt sich Heindl nicht zuletzt als Mitherausgeberin von „L’Homme. Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft“.

Verhaltensforschung in der Quantenwelt

Francesca Ferlaino kam vor zehn Jahren nach Innsbruck, wo sie zunächst als Gastwissenschaftlerin, dann als Postdoc und Lise-Meitner-Fellow tätig war. Seit 2011 ist sie Mitglied der Jungen Akademie der ÖAW und seit 2014 Professorin für Atomphysik an der Universität Innsbruck sowie wissenschaftliche Direktorin am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der ÖAW. Die 39-jährige italienische Wissenschaftlerin und ERC-Preisträgerin erhält nun den Erwin Schrödinger-Preis für ihre bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Quantengase mit dipolaren magnetischen Wirkungen.

Durch Experimente mit solch speziellen Gasen – gemeinsam mit ihrem Team war sie die erste, die ultrakalte Quantengase aus Erbiumatomen erzeugt hat – erkundet Ferlaino das Verhalten von Atomen jenseits der Gesetzmäßigkeiten der klassischen Physik. Zu diesem Zweck müssen die Atome nahezu unbeweglich gemacht werden, was sich durch extrem tiefe Temperaturen und eine völlige Isolierung von der Außenwelt erreichen lässt. Mit ihren Forschungen an Quantengasen mit dipolaren magnetischen Wirkungen will Francesca Ferlaino kontrollierbare Quantensysteme schaffen, die schließlich als Quantensimulatoren dazu genutzt werden, um Quanteneigenschaften von Materie dort zu berechnen, wo herkömmliche Methoden versagen.

Die Preise der ÖAW

Die beiden höchsten Wissenschaftspreise der ÖAW sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert. Mit dem Erwin Schrödinger-Preis, benannt nach dem Nobelpreisträger für Physik, werden Forscher/innen ausgezeichnet, die in Österreich wirken und hervorragende wissenschaftliche Leistungen in den von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der ÖAW vertretenen Fächern erbracht haben. Sein Pendant, der Wilhelm Hartel-Preis, ehrt Wissenschaftler/innen, die in den von der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW vertretenen Fächern forschen.

Erwin Schrödinger- und Wilhelm Hartel-Preis werden einmal jährlich – zusammen mit den ÖAW-Nachwuchspreisen – verliehen. Letztere werden für herausragende Monografien, Publikationen in angesehenen Journalen oder außergewöhnliche Masterarbeiten bzw. Dissertationen vergeben.

Heuer werden folgende Wissenschaftler/innen am Beginn ihrer Karriere ausgezeichnet:

Der Liturgiewissenschaftler Predrag Bukovec erhält den Roland Atefie-Preis, der Jubiläumspreis des Böhlau Verlages Wien geht zu gleichen Teilen an die Kulturwissenschaftlerin Katharina Prager und den Zeithistoriker Florian Traussnig, und Alicja Borys von der Masaryk Universität Brünn erhält das Moritz Csáky-Stipendium für einen Forschungsaufenthalt in Österreich. Die beiden Chemiker, Sebastian Mai und Ghislain Rupp, werden mit einem Karl Schlögl-Preis ausgezeichnet, und die Paläontologin Monika Alscher mit dem Erich Thenius-Stipendium.

 

 

Preisträger/innen 2017

Preise