Anna G. Piotrowska wird in Anerkennung ihres Projekts "The Origins of the Stereotype of 'Gypsy Music' in European Culture" ausgezeichnet.
In ihren Arbeiten interessiert sich Anna G. Piotrowska vor allem für die soziologischen und kulturellen Aspekte musikalischer Werke. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt sie sich mit der Verwendung des Stereotyps der so genannten „Zigeunermusik" bzw. der „Zigeuner", das heißt: der Roma und Sinti, in der Musik in der europäischen Kultur. Dabei konzentriert sie sich auf die Beziehungen zwischen der Musik als Teil der sozio-kulturellen Realität und anderen Arten kultureller Produktion. Diese Beziehungen definieren einerseits den Entstehungsprozess von Kunstwerken und beeinflussen zugleich die Lebensbedingungen der europäischen Roma und Sinti.
In ihrer Analyse von Operetten, Opern und Ballettkompositionen sowie Instrumentalmusik, die sich auf irgendeine Weise auf „Zigeuner" beziehen, verfolgt sie die Entstehung und Entwicklung verschiedener Ausformungen dieses Stereotyps im 19. und 20. Jahrhundert in Verbindung mit zeitgenössischen Diskursen über das Exotische, Nationalitätszugehörigkeit und rassische bzw. ethnische Zugehörigkeit. Ihr besonderes Interesse gilt dabei der Situation in der österreichisch-ungarischen Monarchie, wo die sogenannten „Zigeunerkapellen" wesentlich zu einigen - in Österreich bis heute gültigen - Vorstellungen über typische Eigenschaften der Ungarn beigetragen und zugleich den Begriff des Exotischen in Europa mitgeprägt haben.
Anna G. Piotrowska, geboren 1973, studierte Musikwissenschaft und American Studies an der Universität Krakau, wo sie im Jahr 2002 auch promovierte. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musikwissenschaft der Universität Krakau.