Michael Schober wird für sein Dissertationsprojekt „Richard Herzog (1911–1999): the scientific career of an Austrian inventor in the field of mass spectrometry“ ausgezeichnet.
Eine der grundlegendsten Analysetechniken in den heutigen Naturwissenschaften ist die Massenspektrometrie. Aufgrund ihrer hohen Selektivität, Sensitivität und Präzision sowie der weitverbreiteten Nutzung zur Messung von Molekülen, Elementen und Isotopen revolutionierte sie die naturwissenschaftliche Arbeitsweise. In der Forschung erfährt sie eine breite, interdisziplinäre Anwendung auf eine Vielzahl von wissenschaftlichen Fragestellungen.
Allerdings ist der genaue historische Kontext zur Entwicklung der Massenspektrometrie bisher nur bruchstückhaft bekannt. Dabei verfassten auch Wissenschaftler in Österreich signifikante Beiträge zu ihrem Fortschritt. In der Zwischenkriegszeit etablierte sich an der Universität Wien eine Forschungsgemeinschaft mit einem Fokus auf die Konstruktion neuer Massenspektrometer, welche von drei Persönlichkeiten geprägt wurde: Josef Mattauch, Richard Herzog und Hugo Bondy. Während Mattauch ein etablierter und anerkannter Forscher war, konnte Bondy aufgrund seiner jüdischen Herkunft ab 1938 seine Forschungen nicht fortsetzen und verlor seine Anstellung. Dagegen stellt Richard Herzogs wissenschaftliche Karriere eine ambivalente Geschichte im Spiegel der politischen Verhältnisse von Diktaturen und Demokratien dar.
Herzogs Arbeiten zu Geometrien von Massenspektrometern, zu Ionen- und Elektronenoptiken, und zu den Anfängen der Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS) wirken bis in die heutige Forschung nach. Demgegenüber ist seine politische Aktivität während der Zeit des Austrofaschismus und Nationalsozialismus weitestgehend unbekannt.
Der Bader-Preis für die Geschichte der Naturwissenschaften 2023 fördert die historische wie biographische Aufarbeitung des Lebens, der politischen Aktivität und der wissenschaftlichen Karriere von Richard Herzog im Kontext seiner Zeit. Hierbei soll Herzog als eigenständig handelnder sowie auch getriebener Akteur in der Wissenschaft und Politik in Österreich und im Ausland begriffen werden. Damit kann Herzogs Biographie für heutige und zukünftige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als ein Fallbeispiel dienen, um die Ermöglichung und Verunmöglichung von akademischen Laufbahnen näher zu beleuchten.
Michael Schober absolvierte seine Matura an der HBLVA Rosensteingasse und begann danach ein Bachelorstudium der Geschichte an der Universität Wien sowie der Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien. Daraufhin studierte er im Master Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftsgeschichte an der Universität Wien sowie Technische Chemie an der Technischen Universität Wien. Zurzeit legt er sein Doktoratsstudium an der Montanuniversität Leoben ab.
Seine Doktorarbeit beschäftigt sich mit Archäometrie und der Geschichte der Massenspektrometrie in Österreich. Im Rahmen seiner Dissertation forscht er als wissenschaftlicher Mitarbeiter unter anderem im Projekt „United by Crisis?“ (GFF: GLF21-2-008) an Messungen von Strontiumisotopenverhältnissen in prähistorischen Zähnen.