Laura Gianvittorio-Ungar wird für Ihre Habilitationsschrift Narratives at Play. Perspectives on Aeschylus’ Genre and Poetics ausgezeichnet.
Das Habilitationsprojekt von Laura Gianvittorio-Ungar untersuchte antike Erzählpraktiken, in denen Wort, Körper und Klang in enger Verbindung miteinander eine Erzählwelt evozierten. Im Theater, zum Beispiel, verkörperten Stimmen, Gesten und Worte mythische Plots und Charaktere; Rhapsoden, Pantomimen und Chöre stellten Erzählwelten ebenfalls multimodal dar. Dabei waren die Grenzen zwischen musikalischen, kinetischen und sprachlichen Darstellungsmodi fließend: in der künstlerischen Praxis, in der sinnlichen Wahrnehmung des Publikums und auch in philosophisch- ästhetischen Diskursen existierte Mimesis als zusammenhängendes Produkt eines Mediengeflechts.
Narratives at Play in Aeschylus – Perspectives on Genre and Poetics ist ein zentrales Ergebnis dieses Forschungsprojekts. Das Buch analysiert hybride Erzähl- und Bühnenpraktiken aus den Jahren 470–460 v. Chr. anhand ihrer literarischen Überreste. Da von den ursprünglichen Stimmen, Rhythmen, Klängen und Körperbewegungen bestenfalls stimmlose Worte dokumentiert sind, sind diese komplexen Praktiken für uns vor allem als Texte wahrnehmbar – d.h. Lesedramen, die aus gattungsgeschichtlicher Perspektive zu viel erzählen und zu wenig Handlung zeigen. Ihr Buch analysiert minutiös die Zwickmühle, in der die Leser:innen dieser Dramen stecken, und entwirft dafür zwei komplementäre Ansätze. Einerseits werden die Texte in den Kontext gattungshybrider Praktiken und Diskurse eingebettet, die von Homer bis zur transgenerischen Narratologie reichen. Andererseits werden neue Lesestrategien konzipiert und konkret an den Texten angewandt, die ein tieferes Verständnis von Narrativität im griechischen Drama und darüber hinaus ermöglichen.
Laura Gianvittorio-Ungar, PD Dr., ist eine Klassische Philologin mit Schwerpunkt auf die altgriechisch-römische performance culture. Sie erforscht, wie künstlerische Aufführungspraktiken miteinander und mit literarischen Formen interagierten, mit Fokus auf Theater, Tanz, Musik und Mündlichkeit. In Österreich hat Laura FWF-Projekte an den Universitäten Salzburg und Wien sowie an der ÖAW geleitet; zudem hat sie an den Universitäten Palermo, Berlin HU, Eichstätt, Nottingham, Heidelberg und Linz geforscht und gelehrt. Sie ist Auto-rin von „Narratives at Play in Aeschylus“ (Brill 2025) und „Il discorso di Eraclito“ (Olms 2010) sowie Herausgeberin von „Choreonarratives“ (Brill 2021) und „Choreutika“ (Serra 2017). Gegenwärtig arbeitet sie über antike Bewegungskulturen und deren Vermittelbarkeit.