Michael Portmann wird für seine Monographie „Die kommunistische Revolution in der Vojvodina, 1944-1952. Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur" ausgezeichnet.
Michael Portmann beschäftigt sich in seiner wissenschaftlichen Forschung hauptsächlich mit der Zeitgeschichte des jugoslawischen Raumes. Seine Aufmerksamkeit richtete sich bisher vor allem auf die Kriegs-, Bürgerkriegs- und Umbruchsjahre zwischen 1941 und den frühen 1950er Jahren.
Der Zweite Weltkrieg hat auch in Jugoslawien die Voraussetzungen für die spätere Sowjetisierung des Landes geschaffen. Diesen Prozess der sozialistischen Umgestaltung analysiert der Preisträger in seiner ausgezeichneten Monographie für einen ausgewählten und klar abgegrenzten Raum, nämlich die seit 1945 zur Volksrepublik Serbien gehörende Autonome Provinz Vojvodina. Diese entstand im Herbst 1945 aus Teilen dreier historischer Regionen (Syrmien, Bačka und Banat) und wurde wegen ihrer Multiethnizität als „Österreich im Kleinen" und wegen ihrer fruchtbaren Böden als „Kornkammer" bezeichnet. Die unter Tito durchgeführte kommunistische Revolution verlieh der Vojvodina innert kürzester Zeit ein gänzlich anderes, vielleicht „balkanischeres" Gesicht: An die Stelle der seit Herbst 1944 evakuierten, geflüchteten, internierten und ermordeten deutschsprachigen Bevölkerung traten rund 230.000 meist serbische Neusiedler, die im Rahmen einer Bodenreform für ihre Dienste in der Armee Titos mit Land belohnt wurden. Das totalitäre politische System, die forcierte Industrialisierung und insbesondere die misslungenen sozialistischen Experimente im Agrarsektor (Zwangskollektivierungen) haben bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts bestehende Vertrauensdefizite zwischen Elite und Bevölkerung vorübergehend noch verschärft. Zur Zeit der kommunistischen Herrschaft konnte in der nach 1974 auch de facto autonomen Provinz zumindest im kulturellen sowie bildungs- und schulpolitischen Bereich diese Kluft etwas verringert werden. Durch die Aufhebung der vojvodinischen Autonomie durch Slobodan Milošević im Jahr 1988 und die folgenden Jahre national-kommunistischer Diktatur erfuhr dieser Prozess schließlich einen starken Rückschlag.
Michael Portmann, geb. 1975, studierte Ost- und Südosteuropäische Geschichte und Slawistik an der Universität Wien, wo er im Jahr 2005 auch promovierte. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Historischen Kommission der ÖAW.