Christine Frischauf wird für ihre Diplomarbeit Die Ochsenhalthöhle im Toten Gebirge (Steiermark, Österreich) ausgezeichnet.
Paläontologie ist die Lehre der vorzeitlichen Lebewesen. Organische Überreste, die älter als 10.000 Jahre sind, werden als Fossilien bezeichnet. Paläontologen befassen sich mit diesen Fossilien, die als Reste von Tieren und Pflanzen, sowie deren Spuren in vielfacher Weise erhalten sein können. Durch die Analyse der Größe, der Gestalt, aber auch der genetischen und chemischen Besonderheiten kann auf die Evolution, die Verwandtschaftsverhältnisse, die Lebensweise und auf einstige Lebensbedingungen geschlossen werden. Daraus wiederum können aber auch Erkenntnisse über klimatische Verhältnisse und somit über das Klima der Vorzeit gewonnen werden.
In ihren Forschungen beschäftigt sich die Preisträgerin mit der Höhlenpaläontologie. Im gleichbleibenden Klima der Höhlen (beständige Temperatur und Feuchtigkeit) werden die Knochen und Zähne von Tieren besonders gut erhalten. Selbst nach 100.000 Jahren kann die organische Substanz in den Knochen noch so gut erhalten sein, dass genetische Analysen möglich sind. Diese geben uns Auskunft über die verwandtschaftlichen Verhältnisse der ausgestorbenen zu den heute noch lebenden Tieren.
Die Evolution der Säugetiere lässt sich am besten an den Zähnen und an den Knochen von Hand und Fuß studieren. Durch anschließende Vergleichsstudien können Anpassungen, wie zum Beispiel an das Hochgebirge, deutlich gemacht werden.
Die ausgezeichnete Diplomarbeit ist eine monographische Darstellung der Ochsenhalthöhle im Toten Gebirge, die erst vor zehn Jahren entdeckt worden ist. Diese entlegene Höhle ist nur durch einen langen Fußmarsch erreichbar, weshalb die Bergung der Fossilien sehr zeitintensiv und anstrengend war. Wissenschaftliche Fragestellung der Diplomarbeit war die systematische Zuordnung, d.h. die Bestimmung der Art sowie Rekonstruktion der stammesgeschichtlichen Herkunft des Höhlenbären, dem die meisten der dort ausgegrabenen Knochen und Zähne zuzuordnen sind. Durch Datierungen konnte ein Alter von ca. 40.000 Jahren festgestellt werden. Mit Hilfe der metrischen und morphologischen Erfassung der Fossilien ist es gelungen zu beweisen, dass diese Bären der Form des so genannten Rameschbären Ursus spelaeus eremus angehören. Dies wurde durch die Analyse der mitochondrialen DNA bestätigt.
Christine Frischauf, geb. 1980, studierte Palöobiologie an der Universität Wien sowie Geo- und Atmosphärenwissenschaften an der Universität Innsbruck. Sie ist Lektorin am Department für Anthropologie und am Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsbiologie der Universität Wien und dissertiert seit 2010 am Institut für Paläontologie der Universität Wien.