Julia Schwab wird für ihre Masterarbeit Morphometric analyses on the bony labyrinth of Carnivora (Mammalia) with a special view on Canidae (Carnivora, Mammalia) ausgezeichnet.
Raubtiere (Carnivora) entwickelten sich vor rund 60 Millionen Jahren im Paläozän und waren zunächst kleine, zierliche Tiere. Im Laufe ihrer Evolutionsgeschichte hat diese diverse Tiergruppe verschiedene Lebensstile, Fortbewegungsmuster und Jagdverhalten hervorgebracht und generell können Raubtiere in Hundeartige (Canoidea) und Katzenartige (Feloidea) unterteilt werden. Sinnesorgane, wie das Gleichgewichtsorgan, repräsentieren wesentliche anatomische Systeme, um einen Einblick in die Paläobiologie von ausgestorbenen Wirbeltieren zu erhalten. Dieses Gleichgewichtsorgan befindet sich im Innenohr und besteht aus den drei Bogengängen, dem Sacculus und dem Utriculus. Zusätzlich befindet sich auch die Cochlea (Schnecke) im Innenohr, die für das Hören zuständig ist. In dieser Studie wurde die Anatomie des knöchernen Labyrinths mittels nicht invasiven Mikrocomputertomographie-Scans (μCT) untersucht. Dabei wurden Schädel der verschiedenen Raubtiere gescannt, um daraufhin dreidimensionale Modelle der knöchernen Struktur des Innenohres zu erstellen. Es wurden Messungen direkt auf den 3D-Modellen durchgeführt und dann statistisch ausgewertet, um Unterschiede in der Form festzustellen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Form des Labyrinths mit vier verschiedenen Jagdstrategien - Sprung, Hinterhalt, Verfolgung und gelegentliche Prädation - sowie mit Verwandtschaftsbeziehung (Canoidea vs. Feloidea) in Zusammenhang gebracht werden kann. Aktivere Jäger - wie zum Beispiel der Wolf - haben größere Bogengänge, was sich in der relativen Höhe, Breite und Länge der Kanäle widergespiegelt. Der Durchmesser der Kanäle und die Höhe der Cochlea hingegen können mit phylogenetischen Verwandtschaftsbeziehungen in Zusammenhang gebracht werden kann, wobei Canidae eine längere Cochlea im Vergleich zu den Feloidea entwickelten. Zusätzlich ist eine klare Unterscheidung zwischen den verschiedene Raubtierfamilien (Hyaenidae, Viverridae und Nandiniidae) zu erkennen. Das ausgestorbene Taxon Hyaenodon exiguus hat eine Position zwischen den Subordnungen und ist keiner rezenten Familie zugehörig. Dies zeigt, dass sich sowohl funktionelle Anpassungen an verschiedene Lebensweisen als auch phylogenetische Verwandtschaftsbeziehungen im knöchernen Labyrinth von Carnivoren widerspiegeln.
Julia Schwab hat 2016 das Bachelorstudium im Fach Erdwissenschaften an der Universität Wien abgeschlossen und anschließend das Masterstudium Erdwissenschaften (2017). An der School of GeoSciences der Universität Edinburgh promovierte Julia Schwab im Fach Geologie und Geophysik (2022). Sie arbeitet derzeit als Postdoctoral Researcher an der Universität Manchester, Großbritannien.
Julia Schwab hat 2018 ein Reisestipendium der Paleonotological Association, Großbritannien, und ein Forschungsstipendium des Leverhulme Trust, London, für ihr Doktoratsstudium in Edinburgh, Schottland, erhalten.