Iris Feichtinger wird für ihre Forschungsarbeiten zu den Arten und Gattungen von Knorpelfischen, überliefert durch Zähne bzw. Placoidschuppen, aus der Kreidezeit, ausgezeichnet.
Iris Feichtinger fokussiert sich in ihrer Forschung auf die Entwicklungsgeschichte fossiler Haie und Rochen aus österreichischen Meeresablagerungen. Aufgrund der seltenen Erhaltung des knorpeligen Skelettes dieser Tiergruppe sind für ihre Forschung Zähne von besonderer Bedeutung. Die robusten Zähne erlauben es ihr daher, die über 450 Millionen Jahre andauernde Erfolgsgeschichte von Haien und Rochen zu rekonstruieren.
Einschneidenden Massenaussterbeevents folgten stets großen Radiationen dieser vielfältigen Gruppe, welche neben innovativen Körperformen auch neue funktionsmorphologisch adaptierte Zahnformen entstehen ließen. Eines der folgenschwersten Ereignisse war jenes an der Perm-Trias Grenze, welches zum Untergang unzähliger altertümlicher Haiarten führte.
Iris Feichtingers Schwerpunkt liegt in der Erforschung jener Gruppe, die dieses dramatische Massenaussterbeevent vor etwa 250 Millionen Jahren, durch einen Rückzug in Tiefseebecken bis in die frühe Kreidezeit, überdauerte. Diese Hypothese wurde zuvor anhand weniger Einzelzähne aus Frankreich publiziert und entfachte seither rege Diskussionen über Tiefseerefugien als Überlebensstrategie. Nun konnte diese Annahme durch Proben von einer österreichischen Fundstelle bestätigt werden.
Die Sensation steckt jedoch nicht nur in der durch die Funde belegten langen Lücke im Fossilrecord von 120 Millionen Jahren, sondern in der hohen Diversität der österreichischen Fundstelle. Aus etwa 10 kg Gesteinsproben konnte Iris Feichtinger sechs neue Haiarten bestimmen, welche nicht nur für die Regionalforschung wichtige Erkenntnisse erbrachte, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Dokumentation der Artenvielfalt in einer erdgeschichtlich wenig erforschten Zeit leistete.
Die Häufigkeit dieser außergewöhnlichen Zähne und der assoziierten Plakoidschuppen erlaubte es detaillierte histologische Untersuchung durchzuführen. Diese Studien zeigten eine überraschend hohe Vielfalt an komplexen Schmelzmikrostrukturen, welche lange einem funktionsmorphologischen Aspekt zugesprochen wurden. Die vorherrschende Hypothese erklärte die unterschiedlichen Zahnschmelzlagen als Anpassung um den beim Biss entstehenden Druck in den Kiefer abzuleiten. Dadurch wären Stabilität und Flexibilität der Zähne gefördert.
Die Untersuchungen der Plakoidschuppen zeigten jedoch ebenfalls deutliche Tendenzen zur Bildung komplexerer Strukturen, wie sie bisher nur von Zähnen bekannt waren. Diese Ergebnisse widersprechen daher einer funktionsmorphologischen Interpretation des Schmelzes, da Plakoidschuppen lediglich als Schutz und zur Optimierung der Schwimmeffizienz dienlich sind und durch ihre Position auf der Körperoberfläche keinem Druck ausgeliefert sind.
Iris Feichtinger erlangte auf dem zweiten Bildungsweg den Zugang zur Universität Wien, wo sie 2016 das Bachelor-Studium der Erdwissenschaften abschließen konnte. Es folgte das Masterstudium der Erdwissenschaften mit dem Schwerpunkt in Paläontologie, ebenfalls mit Abschluss an der Universität Wien im Jahr 2017. Seit 2017 arbeitet Iris Feichtinger als Präparatorin in der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien und ist als jüngstes Mitglied im Beirat der Österreichischen Paläontologischen Gesellschaft mit der Organisation fachspezifischer Exkursionen und Events betraut.