Beate Steller wird für ihre Masterarbeit Diorganotin Dihydrides as Building Blocks for functionalised Oligomers and σ-conjugated Materials ausgezeichnet.
Die Halbleitermaterialien Silicium und Germanium und deren schweres Homolog Zinn spielen eine bedeutende Rolle in elektronischen Bauelementen und anderen technologische Anwendungen. Dabei sind Zinn und seine Legierungen nicht nur in alltäglichen Anwendungen wie z.B. dem Löten von grundlegender Bedeutung, sondern Zinn findet auch als Bestandteil von heterogenen Mischkatalysatoren, an deren Oberfläche chemische Reaktionen stattfinden, und als Supraleiter Anwendung.
Über Reaktionen, die sich an der Oberfläche dieses Elements abspielen, ist allerdings bisher wenig bekannt, weil herkömmliche Analysenmethoden nicht geeignet sind, um Oberflächenprozesse zu untersuchen. Daher ist es nötig, sogenannte molekulare Modelle für diese Untersuchungen heranzuziehen. Molekulare Modelle sind Verbindungen, die in ihren Eigenschaften und ihren Strukturen dem Festkörper ähneln, aber mittels herkömmlichen Analysenmethoden untersucht und beobachtet werden können. Sogenannte metalloide Cluster bzw. Käfigstrukturen, die aus den entsprechenden Metallen aufgebaut sind, nehmen ähnliche atomare Anordnungen wie der Festkörper an und sind daher dem Festkörper in dessen Struktur ähnlich. Deshalb können diese Verbindungen als „Ausschnitt“ aus der Oberfläche betrachtet werden und eignen sich folglich hervorragend als molekulare Modelle.
Zwar sind bereits einige Synthesemethoden für diese Verbindungsklasse bekannt, diese führen aber zu geringen Ausbeuten und großer Nebenproduktbildung. In dieser Masterarbeit wurde eine neue, flexiblere Methode zur Synthese dieser Modellverbindungen - ausgehend von einfach zugänglichen Zinnhydridverbindungen - entwickelt. Im Rahmen des darauffolgenden Dissertationsprojekts werden die isolierten Käfigstrukturen auf ihr Reaktionsverhalten untersucht. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden als Basis für ein anschauliches Verständnis von Oberflächenprozessen dienen.
Beate Steller hat das Masterstudium Chemie an der TU Graz 2017 abgeschlossen und erhielt im selben Jahr die Zulassung zum Doktoratsstudium der Technischen Wissenschaften. Die Dissertation wird Beate Steller am Institut für Anorganische Chemie der TU Graz durchführen. Seit Juni 2017 arbeitet sie an diesem Institut auch als Forschungsassistentin. Beate Steller wurde 2018 ein DOC-Stipendium der ÖAW zuerkannt.