Bálint Varga wird für seine Monographie The Monumental Nation: Magyar Nationalism and Symbolic Politics in Fin-de-siècle Hungary, Berghan Books, New York 2016, ausgezeichnet.
Thema dieser Monographie ist die Sozialgeschichte des Nationalismus in Ungarn im späten 19. Jahrhundert; analysiert wird dabei die Funktion der staatlichen Denkmalpolitik. Untersuchungsgegenstand sind jene sieben höchst kontroversen Monumentaldenkmäler, die im Jahr 1896 zum Gedenken an das Jahrtausend der magyarischen Eroberung des Gebietes, das später Ungarn wurde, errichtet wurden. Diese Denkmäler haben sich in den heutigen Städten Devín und Nitra (Slowakei), Mukatschewo (Ukraine), Kronstadt/Braşov (Rumänien), Zemun (heute Teil von Belgrad, Serbien), Pannonhalma und Pusztaszer (Ungarn) befunden, also hauptsächlich an der mehrsprachigen und multikonfessionellen Peripherie des damaligen Ungarn.
Da die Denkmäler die staatliche Einheit durch eine kontroverse historische Begründung demonstrierten, kam es zu heftigen Debatten. Kritik wurde von verschiedenen Akteuren geübt, zunächst von den nichtmagyarischen Eliten, in weiterer Folge auch von der katholischen Kirche ebenso wie von der Sozialdemokratischen Partei Ungarns.
Die dabei auftretenden Konflikte analysiert Bálint Varga unter besonderer Berücksichtigung der Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte jener Städte, in denen diese Milleniumsdenkmäler errichtet wurden. Bálint Vargas Analyse zeigt, dass selbst ethnische Unterschiede die verschiedenen Muster der Rezeption des magyarischen Nationalismus nicht erklären können. Stattdessen arbeitet er ein Modell aus, in welchem drei Komponenten betont werden. Das Erbe der prä-nationalistischen Epoche hat soziale Strukturen, etwa die Spaltung zwischen lokalen nationalistischen Elitegruppen, bis weit ins 19. Jahrhundert beeinflusst. Zweitens ist die Wahrnehmung von historisierten nationalen Identitätsmustern – initiiert von zentralstaatlichen Akteuren – durch lokale Mythen und Geschichtsbilder geprägt. Drittens spielen die von lokalen und regionalen Akteuren geprägten Ideen der Modernität eine wichtige Rolle, da sie die Wahrnehmung zentralstaatlicher Entwicklungsinitiativen beeinflusst haben.
Bálint Varga hat das Masterstudium Geschichte, Osteuropäische Geschichte und Internationale Beziehungen an den Universitäten Budapest und Heidelberg 2008 abgeschlossen. 2013 promovierte er im Fach Geschichte an der Loránd-Eötvös-Universität Budapest und an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (cotutelle de thèse). Seit 2013 ist Bálint Varga wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.