Florian Kührer-Wielach wird für seine Dissertation Siebenbürgen ohne Siebenbürger? Staatliche Integration und neue Identifikationsangebote zwischen Regionalismus und nationalem Einheitsdogma im Diskurs der Siebenbürger Rumänen. 1918-1933. ausgezeichnet.
Die Interessensschwerpunkte von Florian Kührer-Wielach liegen auf Fragestellungen der interkulturellen Hermeneutik im Bereich populärer Mythen des „Ostens“, historiographischen und geschichtspolitischen Problemstellungen in Sozialismus und Postsozialismus sowie Minderheitenpolitik in Südosteuropa im 20. Jahrhundert.
Mit seiner Dissertation „Siebenbürgen ohne Siebenbürger? Staatliche Integration und neue Identifikationsangebote zwischen Regionalismus und nationalem Einheitsdogma im Diskurs der Siebenbürger Rumänen. 1918–1933“ hat er sich der Zwischenkriegszeit zugewandt und versucht, Problemfelder der Transformationsperiode nach dem Ersten Weltkrieg zu behandeln. Sein Fokus lag dabei auf den Folgen der Auflösung der Donaumonarchie, dem staatlichen Integrationsprozess Rumäniens und der wachsenden Divergenz zwischen demokratischen Ansprüchen und dem Aufkommen autoritärer Strömungen.
Wie seine Untersuchungsergebnisse zeigen, bildete die Kluft zwischen den großen, teils unrealistischen Erwartungen an den neuen Nationalstaat als „Problemlöser“ und der Enttäuschung über die Realität der Zwischenkriegszeit einen Hauptgrund für den Vertrauensverlust in den Staat und seine Akteure. Florian Kührer-Wielach hat versucht, einen neuen historiographischen Ansatz zu entwickeln und dabei soziologische und diskursanalytische Methoden verbunden. Dabei konnte er zeigen, dass zwischen den festgefahrenen Konzepten von „Nation“ und „Region“ eine Reihe von weiteren, für diese Periode unterbewerteten Angeboten von Zugehörigkeit existier(t)en: Diskurse über das religiöse Bekenntnis, soziale Zugehörigkeit, kulturell-historische Traditionen und landschaftliche Bindung nahmen langfristigen Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung. Gesellschaftliche Themen wie Regionalität und Föderalismus, kulturelle Zugehörigkeit und Separatismen, die besonders nach der Wende 1989/91 wieder in den Fokus rückten, können auf Basis der Forschungsergebnisse für die Transformationsländer Südosteuropas historisch fundiert nachvollzogen werden.
Florian Kührer-Wielach studierte Geschichte und Romanistik an der Universität Wien und der Universitatea Babeş-Bolyai Cluj-Napoca/Klausenburg . Im Jahr 2013 beendete er an der Universität Wien sein Doktoratsstudium der Geschichte mit Auszeichnung. Seit Juli 2013 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. (IKGS) an der Universität München.