Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Förderpreis für Medizin 2023

Godber Mathis Godbersen wird in Anerkennung seiner Forschungen zu den biologischen Ursachen und funktionellen Störungen der Depression ausgezeichnet

(Task-evoked metabolic demands of the posteromedial default mode network are shaped by dorsal attention and frontoparietal control networks, eLife 2023;12:e84683, doi.org/10.7554/eLife.84683)

Hirnbildgebungen bei depressiven Personen zeigen eine beeinträchtigte Interaktion von funktionellen Netzwerken. Es gibt unter anderem solche Netzwerke, die einfache Sinneseindrücke wie Hören oder Sehen verarbeiten, als auch Kognitions- und Aufmerksamkeitsnetzwerke. Eines der komplexesten ist das Ruhenetzwerk, oder Default-Mode-Netzwerk (DMN). Es wird typischerweise aktiviert, wenn wir uns autobiographischen Inhalten zuwenden oder die Zukunft imaginieren. Bei Aufgaben, die Kognitions- und Aufmerksamkeitsnetzwerke involvieren, wird das DMN charakteristischerweise deaktiviert. Das heißt, es zeigt sich ein negatives Signal in der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT). In Bezug auf den Glukosestoffwechsel (gemessen mit der funktionellen Positronenemissionstomographie, fPET) wurden jedoch sowohl Abnahmen als auch Zunahmen im DMN beschrieben. Um die metabolischen Grundlagen dieser Deaktivierungen zu klären, wurden Teilnehmer:innen mittels simultaner fPET/fMRT untersucht, während sie im Scanner Aufgaben durchführten (u.a. Tetris® & Arbeitsgedächtnis-Tasks).

Die Ergebnisse zeigen, dass der Glukosestoffwechsel des DMN von jenem der task-positiven Kognitions- und Aufmerksamkeitsnetzwerke abhängt. Diese prägen den Glukosestoffwechsel des DMN in entgegengesetzter Richtung. Während Tetris® (Aufmerksamkeit) zu einer Herunterregulierung des Glukosestoffwechsels und des fMRT-Signals im DMN führt, zeigt sich beim Arbeitsgedächtnis eine metabolisch kostspielige Deaktivierung (d.h. ein gleichzeitig hoher Glukoseverbrauch). Dies deutet darauf hin, dass den Deaktivierungen unterschiedliche Glukosestoffwechselwege zugrunde liegen, was durch die Balance zwischen den inhibitorischen und exzitatorischen Neurotransmittern GABA und Glutamat erklärbar sein könnte.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass die funktionellen Netzwerke durch ihren Glukosestoffwechsel miteinander interagieren. Eine gestörte Netzwerkinteraktion, wie sie etwa bei Patient:innen mit Depressionen zu beobachten ist, könnte also in solchen Glukosestoffwechselprozessen begründet sein.

Der Preisträger

DDr. Godber Mathis Godbersen studierte bis 2016 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Aufgewachsen in Schleswig-Holstein, führte ihn das Studium nicht nur nach Wien, sondern auch nach Buenos Aires, Santiago de Compostela und an die Charité in Berlin. Parallel zur Facharztausbildung an der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie schloss er 2023 das Doktorat in Klinischen Neurowissenschaften ab. Er veröffentlichte Publikationen zu Hirnstruktur und -funktion bei Gesunden sowie bei Personen mit psychiatrischen Erkrankungen und widmet sich der Untersuchung von zerebralen Glukosestoffwechselprozessen sowie nicht-invasiven Hirnstimulationsmethoden.

Preise:
3. Rudolf-Höfer-Preis (2022)
ÖGPB-Preis für klinische Psychiatrie (2023)
Theodor Billroth Preis-Gütesiegel (2023)