Patrick Grunert wird für seine Dissertation Integrated Facies-Analysis and Stratigraphy of the Early Miocene North Alpine Foreland Basin (Upper Austria) ausgezeichnet.
Patrick Grunerts Forschungsinteresse konzentriert sich auf das Meer der Zentralen Paratethys, das vor etwa 33 bis 12 Millionen Jahren während des Oligozäns und Miozäns weite Teile Europas bedeckte. Die zeitliche Einordnung sowie die Rekonstruktion der Umwelt- und Ablagerungsbedingungen dieses epikontinentalen Meeres wird durch die Auswertung fossiler Vergesellschaftungen und geochemischer Signaturen ermöglicht. Einer der wichtigsten Sedimentationsräume der Zentralen Paratethys, die Vortiefe der Alpen, steht im Zentrum der Arbeiten, die in seiner Dissertation zusammengefasst sind.
In diesen Studien beschäftigt sich Grunert mit dem Puchkirchener Becken, einem Teilbecken der Alpenvortiefe, das sich über weite Teile Bayerns, Oberösterreichs und Salzburgs erstreckt. Die marinen Sedimente erreichen hier Mächtigkeiten von mehreren tausend Metern und stellen wichtige Mutter- und Speichergesteine für Erdöl und Erdgas dar. In enger Zusammenarbeit mit der Rohöl-Aufsuchungs-AG konnten in zweierlei Hinsicht grundlegende neue Erkenntnisse zur Geschichte des Puchkirchener Beckens gewonnen werden:
1) Durch die Verschränkung verschiedener stratigraphischer Methoden (Bio-, Magneto-, Zyklo-, Chemo-, Sequenzstratigraphie) konnte die zeitliche Einordnung der Sedimente des Puchkirchener Beckens auch im Hinblick auf die internationale Zeitskala wesentlich verbessert werden.
2) Die Auswertung von Mikrofossilien, geochemischen Daten und seismischen Profilen ermöglicht ein besseres Verständnis der paläogeographischen und –ozeanographischen Entwicklung des Puchkirchener Beckens als Teil der Zentralen Paratethys. So konnte der Auftrieb von kaltem, nährstoffreichem Tiefenwasser als Ursache für die Bildung einer Zone minimalen Sauerstoffgehalts (Oxygen Minimum Zone) während des frühen Aquitaniums (vor ca. 22 Mio. Jahren) entlang des Nordrandes des Puchkirchener Beckens rekonstruiert werden. Durch den Zugang zu Tiefbohrungen war es außerdem erstmals möglich, die Entwicklung jener Meeresstraße, die sich im unteren Burdigalium (vor 20.4-18 Mio. Jahren) infolge eines globalen Meeresspiegelanstiegs als Verbindung der Zentralen Paratethys mit dem Mittelmeer in der Alpenvortiefe ausbildete, beinahe lückenlos nachzuvollziehen.
Die erzielten Ergebnisse stellen nicht nur eine detaillierte Dokumentation globaler und lokaler Ereignisse dar, die die Umweltbedingungen des Puchkirchener Beckens im Laufe des frühen Miozäns geprägt und verändert haben. Gemeinsam mit der verbesserten zeitlichen Einstufung erleichtert die Dokumentation der verschiedenen Ablagerungsräume auch die laufende, teils komplexe Suche nach Erdöl und Erdgas entlang des Südrandes des Beckens.
Patrick Grunert studierte Biologie (Paläobiologie) an der Universität Wien und schloss im Jahr 2011 sein Doktoratsstudium der Erdwissenschaften (Geobiologie und Paläoökologie) an der Universität Graz mit Auszeichnung ab. Er ist Postdoktorand am Institut für Erdwissenschaften der Universität Graz.