Thomas Alan Neubauer wird für seine hervorragenden Forschungsarbeiten zur phenotypischen Evolution bei miozänen Mollusken ausgezeichnet.
In seinen Arbeiten befasst sich Thomas A. Neubauer mit evolutiven Mustern in der Paläontologie und deren methodischer Ergründung. Da von den studierten Lebewesen nur die Schalen erhalten und keinerlei DNA-Analysen durchführbar sind, kann Evolution im Fossilbefund nur anhand ausgewählter, statistischer Techniken quantitativ erfasst, dargestellt und diskutiert werden.
Insbesondere an zwei Beispielen, an einer Schneckenart und einer Muschelart aus dem Miozän, konnte Thomas A. Neubauer morphologische Veränderungen in den Populationen durch die Zeit nachweisen und diese Veränderungen zuverlässig mit Umweltänderungen in Verbindung bringen.
Die erste Studie beschäftigt sich mit der morphologischen Entwicklung der obermiozänen Süßwasserschnecken aus dem Pannon-See. Die angewandte Fourier-Umrissanalyse zeigt die Veränderung der studierten Populationen, die auf Umwelteinwirkungen zurückgeführt werden können: die Schwankungen des Seespiegels in dieser Zeit hatten eine Veränderung der verfügbaren Habitate zur Folge. Als Resultat der neuen Umweltbedingungen herrschten neue funktionelle Ansprüche an die Gastropodenschale, was die beobachtete morphologische Entwicklung und Divergenz zur Folge hatte – eine sogenannte „adaptive Radiation“.
Mit einer vergleichbaren Herangehensweise wurde die morphologische Tendenz in einer mittelmiozänen Muschelart untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die morphologische Evolution hin zu größeren, dickschaligen und runderen Formen mit tieferem Pallial Sinus wiederum ein Resultat von Umweltveränderungen war. Im Verlauf des betreffenden Zeitabschnitts kam es zur Ausbildung extensiver, sehr seichter Strände mit starker Einwirkung von Wellenenergie und Tidenhub. Dementsprechender Selektionsdruck führte zur Entwicklung von massiveren Schalen und einem tieferen Grabungsverhalten, um dem Hochenergie-Milieu zu „entkommen“ bzw. den mechanischen Ansprüchen besser zu widerstehen.
Thomas A. Neubauer studierte Paläobiologie an der Universität Wien, wo er 2013 auch sein Doktoratsstudium mit einer Studie über die Entwicklung der Süßwassergastropoden-Faunen des europäischen Miozäns mit Auszeichnung abschloss. Seitdem ist er Postdoktorand an der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien.