Walter E. Petrascheck-Preis 2022

Simon Schorn wird für seine Forschungen an metamorphen Gesteinen, Fluiden und deren Implikation für die chemische und thermische Struktur der Kruste ausgezeichnet.

Simon Schorn beschäftigt sich mit Prozessen, die während der Gebirgsbildung in der tiefen Erdkruste ablaufen. In seiner Forschung kombiniert er Feldarbeit, Petrographie und mineralchemische Bestimmung mit thermodynamischer Modellierung um die räumlich–zeitlichen Rahmenbedingungen metamorpher Prozesse zu quantifizieren. Ein zentraler Aspekt seiner Arbeit sind die Umwandlungsprozesse, welche die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Erdkruste beeinflussen. In seiner Dissertation über Hochtemperaturgesteine in Südafrika konnte Simon Schorn zeigen, dass Temperaturpufferung während der Schmelzbildung die thermische Struktur der Erdkruste prägt und somit Einfluss auf das Deformationsverhalten der Gesteine nehmen kann. Im Zuge einer Postdoc-Stelle an der Universität Melbourne hat Simon Schorn zur Entwicklung eines Aktivitätsmodells für Klinopyroxen beigetragen, welches für die thermodynamische Modellierung von Metamorphiten benötigt wird.

Seit Oktober 2020 befasst sich Simon Schorn in seinem durch den FWF geförderten Einzelprojekt mit den thermischen, chemischen und physikalischen Effekten von Wasser-Gesteinswechselwirkung. Wasser spielt eine Kernrolle in der Umwandlung von Gesteinen, da es als Katalysator metamorpher Reaktionen dient. Simon Schorns Beobachtungen an den Hochdruckgesteinen der Kor- und Saualpe haben gezeigt, dass selbst geringste Mengen Wasser ausreichen, um die Transformation in hochdichte Gesteine (Eklogite) in Gang zu setzten. Die zugehörige Dichtezunahme ist unter anderem Triebfeder für die Versenkung in Subduktionszonen und als solche zentral für den globalen geologischen Materialzyklus.

Ähnlich dem Freisetzen von Hydratationswärme beim Aushärten von Zement, bedingt der Einbau von Wasser in Mineralen ein Aufheizen der betroffenen Gesteinskörper. Dies hat zur Folge, dass temperatursensitive Isotopensysteme, welche zur Altersdatierung herangezogen werden (z.B. Argon–Argon in Glimmern), gestört werden und die berechneten Alter vom Normalfall abweichen. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf die Interpretation von oberflächennahen Prozessen wie z.B. klimagekoppelte Erosionsraten. Im Rahmen von internationalen Kollaborationen (Mainz, Perth, Melbourne) erstellt Simon Schorn numerische Modelle zur Bestimmung dieses Effekts.

Die Preisträger

Simon Schorn hat 2015 das Masterstudium im Fach Erdwissenschaften an der Universität Graz mit Auszeichnung abgeschlossen. Er promovierte im Juli 2019 im Fach Erdwissenschaften mit Schwerpunkt auf thermodynamischer Modellierung an der University of Cape Town, Republik Südafrika. Von Oktober 2019 bis September 2020 hatte Simon Schorn eine Postdoc-Stelle an der School of Earth Sciences der Universität Melbourne, Australien. Seit Oktober 2020 ist Simon Postdoc am NAWI Geocenter der Universität Graz und leitet als Principal Investigator das FWF-Einzelprojekt Zur Hydratation von hochgradig metamorphen Terranes (P 33002-N).