Dissertationspreis für Migrationsforschung 2011

zu gleichen Teilen an Irene Messinger und Veronika Hyden-Hanscho.

Veronika Hyden-Hanscho wird für ihr Dissertationsprojekt Von Reisenden, Migranten und Kulturmanagern. Mittlerpersönlichkeiten zwischen Frankreich und dem Wiener Hof (1630-1730) ausgezeichnet.

Im Rahmen ihres Dissertationsprojekts beschäftigt sich die Preisträgerin mit den Phänomenen Mobilität und Migration als Grundkonstanten gesellschaftlicher und kultureller Veränderungen in historischer Perspektive. Dabei interessieren sie vor allem die kulturellen Veränderungen, die auf Migration zurückgeführt werden können. Anhand einer migrationshistorischen Untersuchung von Französinnen und Franzosen in Wien zwischen 1630 und 1730 sollen die Möglichkeiten und Grenzen von MigrantInnen zur direkten kulturellen Entfaltung, Einflussnahme und zu kulturellen Transferprozessen erforscht werden, da gerade MigrantInnen ihren kulturellen Hintergrund von der Ausgangskultur in die Zielkultur transportieren.

Die Untersuchung fußt auf einem quellenbasierten Personenpool von 131 untersuchten französischsprachigen MigrantInnen in Wien und geht neben den Gründen und den Umständen der Migration insbesondere der Frage nach den Aufgabenbereichen, den Auftraggebern und den Arbeitgebern französischer ImmigrantInnen in Wien nach. Das Arbeitsumfeld der Französinnen und Franzosen in Wien war von den Ansprüchen des Wiener Hofes in repräsentativenBereichen und einem sich zunehmend am französischen Hofleben orientierenden Adel bestimmt. Die Arbeitsbereiche der französischsprachigen ImmigrantInnen lagen daher in einem gehobenen Handwerks- und Dienstleistungssektor, wie etwa in der Garten- oder Innenraumausstattung, Küche, Mode, Kosmetik und Handel. Gerade in diesen Bereichen gewährleisteten die Französinnen und Franzosen Wissens- und Kulturtransfer von Frankreich nach Wien.

Daneben stellt sich die Frage nach der Integration der französischen ImmigrantInnen. In diesem Zusammenhang befasst sich die Arbeit mit der Erforschung verschiedenster Integrationsstrategien, so zum Beispiel den Spracherwerb, die Integration der MigrantInnen in den Wiener Arbeitsmarkt, die Sozialintegration über Heiratsverbindungen, die Binnenintegration über Zusammenschlüsse der MigrantInnen innerhalb der eigenen ImmigrantInnengruppe über Vereine oder Landsmannschaften etwa und letztlich auch die institutionelle Integration über den Erwerb des Bürgerrechts in Wien.

Die Preisträgerin

Veronika Hyden-Hanscho, geb. 1981, studierte Geschichte und Deutsche Philologie und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Graz. In den Jahren nach  2008 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Universität Graz, wo sie im Juli 2011 auch promovierte. Seit Oktober 2011 ist sie als Lektorin an der Universität Wroclaw, Polen, tätig.