Bader-Preis für Kunstgeschichte 2022

Larissa Mohr wird für ihr Dissertationsprojekt Die Zeichnungen von Giovanni da Udine (1487-1561) ausgezeichnet.

Giovanni da Udine (1487–1561) zählt zweifelsohne zu den wichtigsten Werkstattmitarbeitern Raffaels (1483–1520), dennoch wurde bis heute keine systematische Aufarbeitung seines zeichnerisches Œuvres vorgenommen. Als Giovanni um 1514 nach Rom kam, stieß er zur Raffael-Werkstatt hinzu, die aufgrund der zahlreichen Aufträge, die an Raffael herangetragen wurden, mit ihm immer mehr an Bedeutung gewann. Auch wenn in der Raffael-Forschung bis heute die Organisation der Werkstatt diskutiert wird und über den Anteil der Gehilfen bei Auftragswerken Uneinigkeit herrscht, so ist sich die Forschung zumindest über Giovanni da Udines thematische Beteiligung einig: Neben der Ausführung von sämtlichen Frucht-, Pflanzen- und Tierstudien widmete er sich nach der Wiederentdeckung der Domus Aurea der Stuckarbeit sowie der Groteskenmalerei. Die Ausführung der Malereien und Stuckarbeiten wurde zeichnerisch vorbereitet und so sind auch zahlreiche Zeichnungen erhalten, die oftmals Giovanni da Udine zugeschrieben werden. In der kunsthistorischen Forschung gab es zwar in den vergangenen Jahrzehnten eine Auseinandersetzung mit der Biographie Giovanni da Udines sowie mit seinen ausgeführten Werken, jedoch wurden die Zeichnungen dabei nur kursorisch behandelt; mit Blick auf sein mögliches Gesamtwerk zeigte es sich, dass die bisherige Zuschreibungsgeschichte ein überaus disparates Bild seines Zeichnungskorpus ergibt.

Ziel des Dissertationsprojekts ist es daher, die infrage kommenden Zeichnungen seiner gesamten Schaffenszeit zusammenzutragen, diese hinsichtlich der Zuschreibung, des Stils sowie der Chronologie in einem erstmalig zusammengestellten Œuvre-Katalog zu diskutieren und funktionstypologisch zu systematisieren. Aufbauend auf den Erkenntnissen des Kataloges wird sich der historische und theoretische Hauptteil der Dissertation der Rolle Giovanni da Udines im Gefüge der Raffael-Werkstatt sowie der Funktion seiner Zeichnungen, insbesondere im Hinblick auf frühneuzeitliche Praktiken des Sammelns und Entwerfers in Modell- und Musterbüchern, widmen.

Die Preisträgerin

Larissa Mohr hat das Masterstudium Kunstgeschichte 2019 an der Universität Wien abgeschlossen. Seit 2020 ist sie Dissertantin am Institut für Kunstgeschichte. Während ihres Masterstudiums erhielt Larissa Mohr ein Erasmus+ Stipendium für ein Praktikum in der Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, weiters zwei Reisestipendien der Doctoral School of Historical and Cultural Studies (DSHCS) der Universität Wien für die Teilnahme an Fachtagungen in Dublin und an der Columbus State University, Ohio. Im Frühjahr 2022 war sie Gastdoktorandin am Courtauld Institute of Art in London. Seit 2022 ist Larissa Mohr DoC-Stipendiatin der ÖAW und ist mit ihrem Dissertationsprojekt „Die Zeichnungen von Giovanni da Udine (1487–1561)“ am Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien, angestellt.