Roland Atefie-Preis 2013

zu gleichen Teilen an Johannes Sporer und Patrick McAllister

Patrick Mc Allister wird für seine Dissertation „Ratnakirti's Apohasiddhi: A Critical Edition, Annotated Translation, and Study“ ausgezeichnet.


Die Dissertation befasst sich mit einem Text, der im 11. Jahrhundert u.Z. in Nord-Ost Indien von einem buddhistischen Mönch namens Ratnakirti geschrieben wurde.
Der Titel des Textes lässt sich als „Nachweis der Sonderung“ übersetzen, wobei „Sonderung“ das zentrale Charakteristikum der buddhistischen Begriffstheorie nennt: ein Begriff hat nur die Verschiedenheit einer Sache von andersartigen Sachen zum Objekt. Der Gegenstand einer begrifflichen Vorstellung wird in dieser Theorie nicht als eine reale Gemeinsamkeit (z.B., als die Universalie Baumheit) verstanden, sondern als die gleiche Unterschiedenheit zweier Dinge: so können zum Beispiel zwei Bäume, die nichts Wirkliches (wie Baumheit) gemeinsam haben, von Dingen wie Sträuchern etc. unterschieden werden. Je nach Interesse der handelnden Person können diese Unterschiede anders gefasst werden, und sie sind den wirklichen Dingen letztlich äußerlich.
Im 11. Jahrhundert hatte diese buddhistische Theorie eine Entwicklung von gut 500 Jahren hinter sich. Erstmals im 6. Jahrhundert von Dignaga formuliert, und im 7. Jahrhundert maßgeblich von Dharmakirti umgestaltet, wurde sie von Traditionen, die dem Veda nahe standen, beinflusst und von den Buddhisten entsprechend dieser Kritik weiter entwickelt.
Ratnakirtis Apohasiddhi ist der letzte Text der sogenannten logisch-erkenntnistheoretischen Schule, der ganz dem Thema der buddhistischen Begriffstheorie gewidmet ist. In diesem Text lässt sich daher der Endpunkt dieser Entwicklung feststellen, und es lässt sich darstellen, welche Teile dieser Theorie durch die Jahrhunderte in welcher Weise weiterentwickelt wurden.

Der Preisträger

Patrick Mc Allister studierte Philosophie, Tibetologie und Buddhismuskunde an der Universität Wien, wo er seine mit einem DOC-Stipendium der ÖAW geförderte Dissertation 2011 auch abschloss. Anschließend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens der ÖAW. Seit Juli 2013 ist Patrick Mc Allister Postdoktorand am Cluster of Excellence “Asia and Europe in a Global Context”an der Universität Heidelberg.