Georg Wick wird in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Autoimmunitätsforschung ausgezeichnet.
Aufgaben des Immunsystems sind die Erhaltung der Integrität und der Identität des Organismus. Erstere ist durch Infektionen gefährdet, letztere z.B. durch Bluttransfusionen oder Transplantationen von Organen genetisch nicht identer Spender. Voraussetzung zur Erfüllung dieser Aufgaben ist unter anderen die Fähigkeit zur immunologischen Selbsterkennung. Wenn diese Fähigkeit schon in der Jugend mangelhaft ausgeprägt ist oder mit zunehmendem Alter verloren geht, werden paradoxerweise auch Zellen und Gewebe des eigenen Körpers angegriffen, (T-Lymphozyten) und es kommt zum Auftreten sogenannter Autoimmunerkrankungen.
Georg Wick hat im Tiermodell erstmals zeigen können, dass es eine Gruppe von Immunzellen in der Thymusdrüse, gibt, die unter normalen Umständen selbstreaktive Immunzellen in Schach halten. Sie werden heute als regulatorische T-Zellen bezeichnet, und sind in ihrer Funktion bei Autoimmunerkrankungen gestört. Er konnte außerdem erstmals nachweisen, dass bei der Entstehung von organspezifischen oder den ganzen Körper betreffenden (systemischen) Autoimmunerkrankungen nicht nur die Autoreaktivität des Immunsystems eine Rolle spielt, sondern dass auch die genetisch determinierte Empfindlichkeit der jeweiligen Zielzellen für die autoimmune Attacke eine unabdingbare pathogenetische Voraussetzung darstellt. Schließlich konnte Georg Wick in den letzten Jahren beweisen, dass überraschenderweise auch die Arteriosklerose in ihrem frühesten Stadium eine Autoimmunerkrankung ist.
Während seiner gesamten Tätigkeit auf dem Gebiet der Autoimmunitätsforschung ist es ihm immer gelungen, theoretisch-experimentell gewonnene Erkenntnisse für das Verständnis, die Diagnose und Therapie menschlicher Autoimmunerkrankungen nutzbar zu machen.
Georg Wick, geb. 1939, ist Leiter des Labors für Autoimmunität am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck. Er studierte Medizin an der Universität Wien, wo er 1964 auch promovierte und sich 1971 im Fach „Allgemeine und Experimentelle Pathologie“ habilitierte. Von 1975 bis 2007 war er Direktor der Sektion für Experimentelle Pathophysiologie und Immunologie der Medizinischen Universität Innsbruck. 1991 gründete er das Institut für Biomedizinische Alternsforschung der ÖAW in Innsbruck, das er bis 2003 als Direktor leitete. In den Jahren 2003 bis 2005 war er Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF).