Peter Jonas wird für seine hervorragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Neurowissenschaften, insbesondere für seinen maßgeblichen Beitrag zum Verständnis der synaptischen Signalverarbeitung auf molekularer und zellulärer Ebene, ausgezeichnet.
Peter Jonas untersucht die Funktionsweise neuronaler Mikroschaltkreise. Diese stellt eine der größten Herausforderungen der Biowissenschaften im 21. Jahrhundert dar. Denn das menschliche Gehirn besteht aus ca. hundert Milliarden Neuronen, die an gigantisch vielen Kontaktstellen (~1015) miteinander in Verbindung stehen. Die Kontakt- und Kommunikationsstellen zwischen Neuronen werden Synapsen genannt.
Die Synapsen im Gehirn werden prinzipiell in zwei Arten unterteilt: exzitatorische Synapsen, die den Neurotransmitter Glutamat ausschütten, und inhibitorische Synapsen, die den Neurotransmitter gamma-Aminobuttersäure (kurz GABA) ausschütten. Die Forschungsgruppe von Peter Jonas untersucht die Mechanismen der synaptischen Signale an diesen hoch spezialisierten Kontakt- und Kommunikationsstellen im Gehirn. Zu diesem Zweck werden modernste Methoden, u.a. Aufzeichnungsverfahren für mehrere Zellen, subzelluläre Patch-Clamp-Technik, bildgebende Verfahren zur Bestimmung der intrazellulären Kalziumkonzentration und Modellbildungen eingesetzt.
In der jüngeren Vergangenheit erforscht Peter Jonas den Zusammenhang zwischen Struktur und Funktion von Synapsen. Er konnte dabei unter anderem die erstaunliche Energieeffizienz der Signalübertragung zeigen. Seine Forschungen über Mechanismen des Speicherns, Abrufens und der Unterscheidung von Erinnerungen im Hippocampus, einer für das Gedächtnis essentiellen Hirnregion, können auch zum Verständnis der Mechanismen, die Hirnerkrankungen zugrunde liegen, beitragen.
Peter Jonas hat das Medizinstudium 1987 an der Universität Gießen abgeschlossen. Von 1988-1989 war er Postdoc am Physiologischen Institut der Universität Gießen, von 1990-1994 Assistent in der Gruppe des Nobelpreisträgers Bert Sakmann am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg. Nach der Habilitation 1992 an der Universität Heidelberg und einer weiteren Station an der TU München war er von 1995-2010 Professor und Leiter des Physiologischen Institutes an der Universität Freiburg. 2010 wurde Peter Jonas als erster Neurowissenschaftler ans IST Austria berufen und ist seither dort als Professor am Aufbau des Institutes beteiligt.
Auszeichnungen (Auswahl): Max-Planck Forschungspreis für internationale Kooperation (1998), Heinz Maier Leibnitz-Preis (1994), Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG (2006), Tsungming Tu Preis (Taiwan, 2007), Adolf Fick Preis (2009), ERC Advanced Grants (2011 und 2016), Wittgenstein-Preis des FWF (2016)
Mitgliedschaften: Nationale Akademie Leopoldina (2002), Heidelberger Akademie der Wissenschaften (2008), Academia Europaea (2015)