Hannes Mikula wird für seine Dissertation „Advanced Synthesis of Conjugated Metabolites and Structural Investigations of Fusarium and Alternaria Mycotoxins“ ausgezeichnet.
Mykotoxine sind von großer Bedeutung für die Agrarwissenschaften, die Lebens- und Futtermittelsicherheit sowie die menschliche Gesundheit im Allgemeinen. Diese von Schimmelpilzen gebildeten toxischen Metabolite kontaminieren weltweit eine Vielzahl von Getreidearten, Obst, Gemüse und auch Tabak und stellen daher ein globales Sicherheitsrisiko dar. Die verschiedenen Substanzklassen an Naturstoffen, die zur Gruppe der Mykotoxine zählen, sind zudem von generellem Interesse für die Bio- und Naturwissenschaften. Die unterschiedlichsten Strukturelemente spielen im Bereich der Wirkstoffentwicklung oder auch der Strukturchemie eine große Rolle und sind unter anderem auch ein Ansatzpunkt für die Erforschung molekularer und (bio)chemischer Vorgänge im Zuge des Stoffwechsels von Schimmelpilzen, Pflanzen, Tier und Mensch. Im Fremdstoffmetabolismus einer kontaminierten Pflanze oder auch bei Tier und Mensch werden Mykotoxine nach der Aufnahme teilweise oder zur Gänze durch (bio)chemische Reaktionen strukturell verändert. Dazu zählen Oxidationen, Reduktionen, Hydrolysen und auch die Konjugation mit hydrophilen Verbindungen wie Glucose, Glucuronsäure, Sulfat oder Aminosäuren und Peptiden. Diese Reaktionen sind jedoch oftmals reversibel oder führen zu unverändert toxischen Verbindungen, weshalb die entsprechenden Produkte dieses xenobiotischen Stoffwechsels nach wie vor in Betracht gezogen und untersucht werden müssen. Vor allem Konjugationsreaktionen in kontaminierten Pflanzen können zu einem großen Anteil an Mykotoxin-Metaboliten führen, die bei der Routineanalyse oftmals nicht detektiert werden, weshalb in diesem Zusammenhang der Begriff „maskierte Mykotoxine“ in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Zudem konnte gezeigt werden, dass humane Metabolite, vor allem Glucuronide, zur Entwicklung von Biomarker-Verfahren verwendet werden können, um in weiterer Folge die Mykotoxin-Belastung durch Konsumation von kontaminierten Lebensmitteln besser bestimmen zu können. Für eine exakte Identifizierung und Quantifizierung sowie für die toxikologische Charakterisierung von maskierten und konjugierten Mykotoxinen ist die Verfügbarkeit dieser Metabolite in reiner Form essentiell. Da die Isolierung dieser Verbindungen oftmals nicht oder nur in geringen Mengen möglich ist, mangelt es jedoch an geeigneten Referenzmaterialien für weitere Untersuchungen. Im Rahmen dieser Arbeit ist es gelungen, eine Vielzahl von Mykotoxin-Konjugaten synthetisch zugänglich zu machen und entsprechende Verfahren für die Herstellung derartiger Verbindungen zu entwickeln. Theoretische Methoden wurden angewandt, um die Chemie und die Struktur von Mykotoxinen besser beschreiben und modellieren zu können. Zudem konnten neue Metabolite identifiziert und deren Struktur aufgeklärt werden. Die erzielten Erkenntnisse, sowohl im praktischen wie auch im theoretischen Bereich, stellen eine breite Basis für weitere Entwicklungen dar.
Hannes Mikula ist seit August 2014 Postdoctoral Fellow am Center for Systems Biology, Massachusetts General Hospital & Harvard Medical School. Er hat Technische Chemie an der Technischen Universität Wien studiert und war danach bis 2012 als Universitätsassistent am Institut für Angewandte Synthesechemie (TU Wien) und als Projektmitarbeiter am Department of Applied Genetics and Cell Biology (Universität für Bodenkultur) tätig. 2013 schloss er das Doktoratsstudium der Technischen Chemie an der Technischen Universität Wien ab (Promotio sub auspiciis). 2013 bis 2014 war er Postdoc am Institut für Angewandte Synthesechemie der Technischen Universität Wien. Auszeichnungen: Theodor Körner-Preis (2011), Best Paper Award des World Mycotoxin Journal (2012), Theodor Kery Förderpreis (2013), Dissertationspreis der Gesellschaft Österreichischer Chemiker (2014), Erwin Schrödinger-Stipendium des FWF (2014)