Karl Schlögl-Preis 2019

Anna Eibel wird für ihre Dissertation Photo-Induced Radical Polymerization: Insights and Applications ausgezeichnet.

Anna Eibel beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit neuen Photoinitiatoren für die medizinische Anwendung in Zahnfüllungen. Das Projekt wurde auf interdisziplinärer Basis in Zusammenarbeit mit einem Industriekooperationspartner in Liechtenstein und der Arbeitsgruppe von Prof. Stüger (Institut für Anorganische Chemie, TU Graz) durchgeführt.

Heutzutage bestehen Zahnfüllungen aus Kompositmaterialien aus Kunststoff und Füllstoffen, welche durch Belichtung mit blauem LED Licht gehärtet werden (lichtinduzierte Polymerisation). Die Wahl des Photoinitiators spielt für die Aushärtung von Dentalkompositen eine entscheidende Rolle. Photoinitiatoren sind Startmoleküle, welche unter Belichtung Radikale bilden, die als reaktive Spezies den Polymerisationsprozess starten. Die Reaktivität des Photoinitiators bestimmt die Polymerisationsgeschwindigkeit sowie die erzielbare Durchhärtungstiefe der Zahnfüllung. Somit beeinflusst der Photoinitiator direkt den Erfolg und die Dauer der zahnärztlichen Behandlung von Karies.

Bei ihren Forschungen spezialisierte sich Anna Eibel auf germaniumbasierten Photointiatoren, welche in Hinblick auf Lichtabsorption, Effizienz der Radikalbildung und Radikalreaktivität gute Eigenschaften zeigen. Um die Photochemie dieser Moleküle exakt zu verstehen, verwendete sie eine Kombination aus spektroskopischen Experimenten und computerbasierten Simulationen. Die Computermodelle ermöglichten eine Klassifizierung und Vorhersage der Effizienz von Photoinitiatoren unter Berücksichtigung von Nebenreaktionen. Die Studien wurden in zahlreichen renommierten Zeitschriften publiziert und haben gezeigt, dass neu entwickelte Tetracylgermane ein großes Potential als dentale Photoinitiatoren haben. Ein Einsatz dieser Photoinitiatoren in Dentalkompositen könnte eine optimierte Behandlung von Zahnschäden ermöglichen.

Die Preisträgerin

Anna Eibel hat das Doktoratstudium im Fach Chemie an der TU Graz im Dezember 2018 abgeschlossen; die Sub-Auspiciis-Promotion erfolgte im Juni 2019. Parellel zum Doktorat hat Anna Eibel das Masterstudium Advanced Materials Science im Rahmen des NAWI-Graz Programmes (TU Graz und Universität Graz) absolviert; hier erfolgte der Abschluss im April 2019. Bis Mai 2019 hatte Anna Eibel eine Postdoc-Stelle am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der TU Graz; seit September 2019 arbeitet sie als Patentanwaltskandidatin in einer Wiener Kanzlei. Für ihre Masterarbeit hat Anna Eibel 2017 den Otto Vogl-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erhalten.