Susanne Schwab wird für ihre Arbeiten zur schulischen Inklusion ausgezeichnet.
Schülerinnen und Schüler mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung haben das Recht auf inklusiven Unterricht. Wenngleich gemeinsamer Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung rechtlich eingefordert werden kann, so kann und wird es kein Gesetz geben, das Mitschülerinnen und Mitschüler von Kindern mit Behinderung zu sozialer Teilhabe verpflichtet. Demnach stellt sich die Frage, ob Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf im gemeinsamen Unterricht »gemeinsam – einsam« sind und welche Möglichkeiten sich zur Verbesserung der sozialen Teilhabe anbieten.
Die Ergebnisse einer Studie von Susanne Schwab, an welcher 1115 Schülerinnen und Schüler aus Österreich teilnahmen, zeigen an vielen Stellen, dass die soziale Partizipation der Kinder mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Vergleich zu ihren Peers ohne entsprechenden Bedarf deutlich geringer ist. Beispielsweise liegt das Risiko für Kinder mit Förderbedarf, keinen einzigen Freund in der Klasse zu haben, bei etwa 15-18%. Dies bedeutet in weiterer Folge, dass gemeinsamer Unterricht allein nicht zwingend zu einer besseren sozialen Teilhabe führt, sondern dass aktiv an der mangelnden sozialen Partizipation von Schülerinnen und Schülern mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung gearbeitet werden muss. Um die soziale Situation der Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf zu verbessern, ist es wichtig, dass die Mitschülerinnen und Mitschüler eine positive Einstellung gegenüber Peers mit Förderbedarf haben. Die Ergebnisse einer weiteren Studie von Susanne Schwab zeigten, dass erhöhter freiwilliger Kontakt zu Mitschülerinnen und Mitschülern mit Förderbedarf auch zu einer positiveren Einstellung gegenüber neuen Peers mit Förderbedarf führt. In einer dritten Studie konnte darüber hinaus die Wichtigkeit der Lehrperson gezeigt werden. Auch eine positive Einstellung von Lehrkräften gegenüber Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf ist für die soziale Teilhabe der Kinder mit Förderbedarf wichtig. Zudem sollten Lehrkräfte Beeinträchtigungen von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf nicht in den Vordergrund stellen, sondern verstärkt auf Gemeinsamkeiten verweisen.
Susanne Schwab hat an der Universität Graz das Diplomstudium Psychologie (2009) sowie die Masterstudien Interdisziplinäre Geschlechterstudien und Sozialpädagogik (2010) abgeschlossen, anschließend das Doktoratsstudium der Naturwissenschaften (Psychologie). Von 2013-2014 war Susanne Schwab Assistenz-Professorin am Institut für Bildungs- und Erziehungswissenschaft der Universität Graz. Es folgte eine Vertretungsprofessur an der Universität Bielefeld (2014-2016) Fakultät für Erziehungswissenschaft und eine Berufung an die Universität Wuppertal (2016-2018). Seit Oktober 2018 ist Susanne Schwab Professorin für Schulpädagogik unter besonderer Berücksichtigung sozialer, sprachlicher und kultureller Vielfalt an der Universität Wien.