Moritz Csáky-Stipendium 2021

Larysa Mandryshchuk wird für ihr Forschungsprojekt Das Problem des Guten und des Bösen in der Philosophie von Karl Jaspers ausgezeichnet.

Karl Jaspers gilt als einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, und auch als der Hauptvertreter der deutschen Existenzphilosophie, die einen großen Einfluss auf das intellektuelle Leben dieser Zeit ausübte. Jaspers’ Philosophie hat eine gewisse ethische Orientierung, insbesondere in den Reflexionen über die Schuld, Verantwortung, Freiheit, Liebe, Kommunikation, über den Humanismus und über das Gewissen, obwohl er keine Ethik geschrieben hat. Seine Existenzphilosophie teilte Jaspers nicht in verschiedene Disziplinen, trotzdem enthält sie schon in sich selbst sowohl Ethik als auch Metaphysik, was in Jaspers’ Erörterung des Problems des Guten und des Bösen besonders gut ersichtlich ist. Jaspers’ Verständnis des Guten und des Bösen in seinen frühen („Philosophie”) und späteren Schriften („Einführung in die Philosophie“, „Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung“) zeigt seine Wandlung von der ethisch-existentiellen Fragestellung zur metaphysischen Fragestellung nach dem Wesen und Ursprung des Guten und Bösen. Mit anderen Worten, das Problem des Guten und des Bösen, das als Grundfrage der Ethik gilt, hat in Jaspers’ Philosophie sowohl eine existentiell-ethische (der gute und der böse Wille des Menschen) als auch eine metaphysische Lösung (was das Gute und das Böse eigentlich sind, was deren Ursprung ist).

Jaspers’ Philosophie stellt größtenteils eine Reaktion auf die sogenannte Krise der Rationalität dar, und zwar ein Versuch, das wesentliche Verständnis des Menschen und seines Handelns und Tuns zu erreichen, was laut Jaspers das rein wissenschaftliche Erkennen des Menschen nicht leisten kann. Ziel des Forschungsprojektes von Larysa Mandryshchuk ist es, das Problem des Guten und des Bösen bei Jaspers in diesem Zusammenhang zu untersuchen, eine eigene Interpretation von Jaspers’ Verständnis des Guten und Bösen zu präsentieren und damit auch auf die Aktualität von Jaspers’ Denkens aufmerksam zu machen.

Den Ausgangspunkt des Forschungsprojektes bilden folgende drei Ideen von Karl Jaspers:

1) Die Idee, dass es das Gute und das Böse nur in der Erscheinung der Zeit gibt (und was außer der Erscheinungen ist, ist das Umgreifende).

2) Der Mensch ist dabei das einzige Wesen, das die Freiheit hat und deshalb die Verantwortung für das Gute und Böse in dieser Welt trägt.

3) Das böse Handeln des Menschen verursacht folglich das Leiden, in dem der Mensch sich erzieht und verwandelt. Auf Grund des Leidens und mit Hilfe der Vernunft wählt der Mensch das gute Handeln und damit nähert sich zum eigenen Selbstsein und zum Umgreifenden.

Die Preisträgerin

Larysa Mandryshchuk hat das Magisterstudium der Philosophie an der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw im Juni 2008 abgeschlossen, wo sie im September 2012 im Fach Philosophie auch promovierte. Nach ihrem Doktoratsstudium war sie Assistentin am Lehrstuhl für Theorie und Geschichte der Kultur der philosophischen Fakultät an der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw (September 2011 bis Juni 2017). Seit Juli 2017 ist Larysa Mandryshchuk Dozentin am Lehrstuhl für Theorie und Geschichte der Kultur der philosophischen Fakultät. Derzeit arbeitet Larysa Mandryshchuk als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle "Karl-Jaspers-Gesamtausgabe" (KJG) der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Während ihrer Tätigkeit als Assistentin war Larysa Mandryshchuk Stipendiatin an der Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen eines ERASMUS-MUNDUS-Stipendiums (Oktober 2014 bis Juni 2015). Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Dozentin war sie OeAD-Stipendiatin an der Universität Graz (Ernst Mach-Stipendium weltweit, September 2017 bis Feber 2018) und DAAD-Stipendiatin an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg (April bis Mai 2018).

Der Preis

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