Leonid Sidorenkov wird für seine Publikation „Second Sound and the Superfluid Fraction in a Fermi Gas with Resonant Interactions“, Nature, Vol. 498 (6 June 2013), S. 78-81, ausgezeichnet.
Die Arbeit, die mit dem Best Paper Award ausgezeichnet wurde, ist bahnbrechend auf dem Gebiet der ultrakalten Gase, das gegen Ende der 1980er Jahre als neuer Forschungszweig aus der Atomphysik hervorging und sich vor allem mit dem Nobelpreis für Physik 1997 etabliert hat. Dabei werden Atome in einer Vakuumkammer beinahe auf den absoluten Nullpunkt (-273,15 Grad Celsius) abgekühlt. Mit Hilfe von Lasern können die Atome in diesem Zustand kontrolliert und manipuliert werden. Diese handgemachte "ultrakalte" Materie hat kein natürlich vorkommendes Analogon, ist aber hervorragend geeignet, um die Quantenphysik von Vielteilchensystemen im Experiment zu erforschen.
Bestimmte Flüssigkeiten werden bei sehr tiefen Temperaturen suprafluid und verlieren dabei jede innere Reibung. Darüber hinaus können Flüssigkeiten in diesem Zustand Wärme sehr effizient ableiten. Dieser Energietransport erfolgt in Form einer besonderen Wärmewelle, die wegen ihrer Ähnlichkeit zu einer Schallwelle Zweiter Schall bezeichnet wird. Dieses Phänomen, das bisher nur in supraflüssigem Helium beobachtet werden konnte, wurde nun erstmals in einem Quantengas nachgewiesen.
Das Gebiet der ultrakalten Gase (Atome und Ionen) ist eines der vielversprechendsten der modernen Physik. Es hat sich als ein hervorragender Prüfstand für zahlreiche Theorien vom Bereich der klassischen Tieftemperaturphysik und Festkörperphysik bis hin zu Präzisionstests von Naturkonstanten (Lichtgeschwindigkeit, Gravitationskonstante usw.) und Teilchenphysik bewährt. Eine große Anzahl von technologischen Entwicklungen aus dem Gebiet der ultrakalten Atome, führte zu vielfältigen Verbesserungen im industriellen Sektor, vor allem in den Bereichen der physikalischen Messtechnik, Telekommunikation und der Luft- und Raumfahrt.
Leonid Sidorenkov studierte Technische Physik an den Universitäten in Irkutsk und Moskau. Im Jahr 2013 schloss er sein Doktoratsstudium am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Universität Innsbruck ab. Seit April 2014 ist er als Postdoktorand am Laboratoire Kastler Brossel, College de France, Paris, beschäftigt.