Ignaz L. Lieben-Preis 2022

Dennis Kurzbach wird für seine Leistungen zur Weiterentwicklung der Methodik der NMR-Spektroskopie, insbesondere ihrer Anwendung zur Analyse komplex aufgebauter Molekülverbände, ausgezeichnet.

Mit seiner Forschung möchte Dennis Kurzbach umfassende interdisziplinäre Methodiken erarbeiten, und legt dabei einen besonderen Schwerpunkt auf spektroskopischen Techniken wie Elektronen-Paramagnetische-Resonanz (EPR), Kernmagnetische-Resonanz (NMR) und Hyperpolarisation. Er setzt diese spektroskopischen Methoden ein und entwickelt sie weiter, um die molekularen Prozesse zu untersuchen, die der Struktur und den Eigenschaften funktioneller Materialien zugrunde liegen - von komplexen Flüssigkeiten über biomimetische Polymere bis hin zu festen Keramiken.

Besonders interessiert Dennis Kurzbach das vielschichtige Verhalten hochdynamischer biomimetischer Materialien. Die scheinbare Diskrepanz zwischen unterschiedlicher Funktionalität trotz der Einfachheit ihrer Bausteine ist faszinierend.

Das Ziel seiner Arbeit ist es daher, die Entstehungsprozesse dieser Systeme im atomistischen Detail zu verstehen, um so neue umweltfreundliche Materialien zu entwickeln, die unserer Gesellschaft helfen können, nachhaltige Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Probleme zu finden.

Beispielsweise verwendet Dennis Kurzbach hochpräzise Abstandsmessungen im Nanometerbereich, um die strukturelle Dynamik genetisch kodierter Substanzen zu untersuchen, die für die Verabreichung von Medikamenten verwendet werden können. Mit solchen Methoden können beispielsweise die „Antworten“ intelligenter Moleküle „wahrgenommen“ werden, um die Reaktion von biologischen Systemen auf externe Reize zu charakterisieren.

Neuerdings ist es sogar möglich, mit Hilfe sogenannter Hyperpolarisationstechniken zur Signalverstärkung, die Strukturdynamik und molekularen Erkennungsereignissen während der Materialbildung in Echtzeit zu verfolgen.

Diese Techniken ermöglichen es, die Aktivität jedes einzelnen Atoms einer Substanz zu jedem Zeitpunkt zu verstehen und so eine Wissensbasis für gezielte Entwicklung von Materialen mit maßgeschneiderten Funktionen zu schaffen.

Der Preisträger

Dennis Kurzbach hat 2010 das Studium der Chemie und Philosophie an der Universität Mainz abgeschlossen. Er promovierte 2013 im Fach Physikalische Chemie am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz. Von 2015-2019 hatte Dennis Kurzbach eine Postdoc-Stelle an der École Normale Supérieure, wo er sich 2017 habilitierte. (Seit) 2020 erhielt Dennis Kurzbach einen Ruf zum assoziierten Professor am Institut für Biologische Chemie der Universität Wien.

Auszeichnungen (Auswahl):

Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft (2013), Feodor Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung (2013-2015), ERC Starting Grant (2018).

 

Der Preis

Der Ignaz L. Lieben-Preis wird vergeben an Wissenschaftler/innen in Bosnien-Herzegowina, Kroatien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich, die das 40. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Molekularbiologie, Chemie oder Physik.

Höhe des Preises: USD 36.000,-