Deborah Klimburg-Salter erhält den Wilhelm Hartel-Preis in Anerkennung ihrer hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der asiatischen Kunstgeschichte, insbesondere der Kunst und Kultur Zentralasiens und Indiens
Deborah Klimburg-Salter hat das Fach der asiatischen Kunstgeschichte an der Universität Wien zu internationalem Ansehen geführt und gilt als Doyenne der asiatischen Kunstgeschichte in Österreich.
Ihr besonderes Interesse gilt dem kulturellen Austausch auf der sogenannten „Seidenstraße“ und im Gebiet des westlichen Himalayas, wo wichtige Handels- und Pilgerwege aus China, Tibet, Indien, Iran sowie dem östlichen Mittelmeerraum zusammentrafen. Die Verbreitung des Buddhismus aus seiner Heimat in Indien und in ganz Asien hat dabei eine ganz besondere Rolle gespielt: die Forschungen von Deborah Klimburg-Salter haben in diesem Forschungsbereich internationale Maßstäbe gesetzt. Das Handbuch zu der von ihr kuratierten Ausstellung „The Silk Route and the Diamond Path" (1982) ist ein Schlüsselwerk zu diesem Thema. „Buddha in Indien" (Wien 1995) über die buddhistische Kunst Indiens von den Maurya-Königen bis zur Gupta-Dynastie ist ein weiteres Handbuch zu einer internationalen Ausstellung, bei der Deborah Klimburg-Salter als Kuratorin mitgewirkt hat. Ebenso bedeutend ist die 1989 erschienene Monographie „The Kingdom of Bamiyan".
Die Erforschung des Bildprogramms des Tabo Klosters (gegründet im Jahr 996) „Tabo. A Lamp for the Kingdom“ (1997 und 1998) im Spiti-Tal (Himachal Pradesh), das zum nationalen Kulturgut Indiens zählt, stellt einen weiteren Höhepunkt in ihrer Forschung dar.
Dazu gehören auch Projekte wie „The Cultural History of the Western Himalaya“ im Rahmen des Nationalen Forschungsnetzwerks (NFN), das dem früheren Forschungsschwerpunkt folgte, und insgesamt vom FWF 13 Jahre lang (2001-2013) gefördert wurde. Über die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten liegen zahlreichen Publikationen vor.
Ab 1984 war sie Forschungsdirektorin für ein gemeinsames Archivierungsprojekt des umfangreichen Fotoarchivs des Giuseppe Tucci zwischen der Universität Wien und dem Istituto italiano per il medio ed estrema Oriente, und am Museo Nazionale d'Arte Orientale 'Giuseppe Tucci' über die Tucci-Tangka-Sammlung. Tuccis Spuren führten zu Forschungen in den frühen buddhistischen Klöstern von Himachal Pradesh, einschließlich Tabo und Nako, und in Westtibet, dem Toling-Kloster. Diese Forschungen gipfelten in der von Deborah Klimburg-Salter kuratierten Ausstellung in Rom, Genua und New York, die von Katalogen begleitet wurde Alla scoperta del Tibet, Le Spedizioni di Giuseppe Tucci e I Dipinti TibetaniDiscovering Tibet. (2015) / The Tucci Expeditions and Tibetan Painting (ed.) (2016). Deborah Klimburg-Salter hat oft geschrieben, dass ihr interdisziplinären Forschung war nur möglich dank der 30 Jahre kontinuierliche Unterstützung von den FWF und der Universität Wien. Es war sie stets ein besonderes Anliegen, ihre kunsthistorischen Forschungen in ein breites Feld benachbarter Disziplinen wie Philologie, Philosophie, Epigraphik, Archäologie, Geschichte, Sozialanthropologie und Geographie einzubetten. Sie hat den aktiven Dialog mit ihnen gesucht und fruchtbar befördert. Dies zeigt sich in den elf Sammelbänden, an denen Deborah Klimburg-Salter als Mitherausgeberin mitgewirkt hat.
Im Zuge ihrer eingeworbenen Drittmittelprojekte war und ist es Deborah Klimburg-Salter ein stetes Anliegen, junge Wissenschaftler/innen für die Kunst und Kultur Zentralasiens, Tibets und Indiens zu begeistern und sie in ihrer Karriere zu fördern. In diesem Zusammenhang sei auch die an der Universität Wien 2006 etablierte, fakultätsübergreifende Forschungsplattform „Centre for lnterdisciplinary Research and Documentation of Inner and South Asia“ (CIRDIS) genannt, die auf Initiative von Deborah Klimburg-Salter eingerichtet und von ihr bis 2015 geleitet wurde. Ein zentraler Aspekt der Forschungsplattform ist das „Western Himalayan Archive Vienna“ (WHAV), das aus dem 1990 von Klimburg-Salter eingerichteten Visual Resources Archive entwickelt hat.
Obwohl sich ihre Forschung immer auf die Entstehungszeit der Klosterkomplexe konzentrierte, verstand Deborah Klimburg-Salter auch, dass die Klöster lokal als lebende Objekte erlebt wurden, die weiterhin die kulturelle Identität der Gemeinschaft beeinflussten. So führten Kooperationen mit Gemeindegruppen und lokalen Wissenschaftlern zu Projekten, die der Erhaltung des kulturellen Erbes gewidmet waren. 1999 baten die Anwohner des Dorfes Nako um Unterstützung bei der Erhaltung ihrer alten Tempel. Dadurch kam eine Zusammenarbeit der „Nako Buddhist Association“ mit indischen und österreichischen Restaurierungsspezialisten zustande, die in dem „Nako Research and Preservation Project“ (2002-2007) mündete, das unter anderem vom World Monuments Fund unterstützt wurde.
Afghanistan, wo Deborah Klimburg-Salter einen mehrjährigen Studienaufenthalt in Kabul in den 1970er- Jahren verbracht hat, bildet einen weiteren Schwerpunkt ihrer Forschung. Ihre wegbereitenden Forschungen zum buddhistischen Komplex von Bamiyan haben durch die 2001 erfolgte Sprengung der beiden kolossalen Buddha-Statuen eine traurige Aktualität erfahren. Seit dieser Zeit ist sie über UNESCO aktiv an der Sicherung der archäologischen Strukturen Bamiyans beteiligt. Ebenso hat Deborah Klimburg-Salter seit 2003 maßgeblich an der Wiederbelebung des Nationalmuseums von Afghanistan in Kabul mitgewirkt. Seit 2005 bis heute unterstützt die Gerda Henkel Stiftung dieses „Kabul Museum Project“. Im Rahmen dieses Projekts, das in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Museum Wien, der ÖAW sowie der Kyoto University durchgeführt wird, wurden mehrwöchige Kurse und Workshops mit den Kuratorinnen und Kuratoren aus Kabul in Wien, New Delhi und Kyoto durchgeführt. Eine Fortsetzung dieser Projekte in Zusammenarbeit mit den Harvard Art Museums befindet sich in der Planung
Deborah Klimburg-Salter hat bei ihren Forschungen durch den Kontakt zu verschiedenen Disziplinen Türen für Neues geöffnet. Ebenso wichtig war es ihr, die Ergebnisse ihrer Forschung durch Ausstellungsprojekte, Tagungen und Vorträge in Asien, Europa und Nordamerika zu vermitteln und so einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Ein denkwürdiger Moment, der Österreich mit Indien und den tibetischen Kulturregionen in Himachal Pradesh verband, war das „Indo-Austrian Symposium“ (Oktober 1996), das gemeinsam von der österreichischen Botschaft in Neu-Delhi und der ASI (Archaeological Survey of India) zur Feier des gemeinsamen Millennium-Jubiläums 1996 sowohl des Tabo-Klosters als auch Österreichs (Ostarrichi-Urkunde) veranstaltet wurde.
Deborah Klimburg-Salter hat ihr Dr.Phil. im Fach Kunstgeschichte (Südasiatische und Islamische Kunst) 1976 an der Harvard University abgeschlossen und war von 1978-1985 Assistent Professor an der University of California, Los Angeles. Ab 1984 lehrte sie am Institut für Tibet- und Buddhismuskunde in Wien und habilitierte sich 1989 im Fach Asiatische Kunstgeschichte an der Universität Wien. Von 1985 bis 2015 forschte sie als externe Kuratorin am Museo Nazionale d'Arte Orientale 'Giuseppe Tucci' über die Tucci-Tangka-Sammlung.
Von 1996 bis zu ihrer Emeritierung 2013 war Deborah Klimburg-Salter Professorin für Außereuropäische Kunstgeschichte am Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien. Während dieser Zeit gründete sie 2006 das Forschungszentrum CIRDIS (Center for Interdisciplinary Research and Documentation of Inner and South Asian Cultural History), welchem sie bis 2015 als Direktorin vorstand.
Seit 2014 ist sie Associate am Department of South Asian Studies, Harvard University. Seit 2018 ist sie wieder Gast Professorin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien.
Sie hat ebenfalls als Visiting Professor an der University of Pennsylvania, dem Oriental Institute der University of Oxford, der École Pratique des Hautes Études in Paris, und der Queen’s University (Canada) gelehrt.
2007 wurde Deborah Klimburg-Salter für ihre Forschungstätigkeit als „Österreicherin des Jahres“ in der Kategorie Forschung ausgezeichnet. Zu den weiteren Auszeichnungen zählen: Member am Institute of Advanced Studies, Princeton; Fellow am Wissenschaftskolleg, Berlin; Visiting Fellow am Magdalen College, Oxford University; ebenso war sie Mary L. Cornille Distinguished Visiting Professor in the Humanities am Wellesley College.