Karl Brunner wird in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen zur mittelalterlichen Geschichte, insbesondere der Realienkunde des Mittelalters, ausgezeichnet.
Karl Brunner zählt zu den führenden Mediävisten im deutschen Sprachraum und ist international und vor allem in der angloamerikanischen Community in beeindruckender Weise anerkannt. Seine akademische Karriere zeichnet sich durch eine interdisziplinäre Vielfalt als Forscher und Lehrer und als Vermittler geschichtswissenschaftlicher Inhalte aus. Karl Brunners Forschungen sind räumlich in der österreichischen Geschichte und zeitlich in der mittelalterlichen Geschichte verankert; sie decken ein weites Feld wissenschaftlicher Aspekte ab. Mit seiner sozial- und kulturgeschichtlichen Zugangsweise richtet Karl Brunner seien Blick auf das Leben von Menschen unterschiedlicher sozialer Milieus: Geistliche, Adelige und einfache Leute, Frauen und Männer. Karl Brunners Arbeit kennzeichnet sich dadurch aus, dass er Lebenswelten für Epochen zu erschießen und anschaulich zu vermitteln vermag, die als „quellenarm“ gelten. Dies erfordert eine konsequente Einbindung von umwelt- und alltagsgeschichtlichen Fragestellungen und die Befassung mit unterschiedlichen Formen materieller Kultur. Seine Arbeiten sind meist einer interdisziplinären Geschichtsschreibung verpflichtet und zeichnen sich durch außergewöhnliche materialwissenschaftliche Kompetenz aus. Karl Brunners aktuellste Forschungen stellen kulturgeschichtliche Themen in den Mittelpunkt. Sein aktuellstes Buch mit dem Titel „Kontext der Dinge. Kultur und Natur in der mittelalterlichen Selbstdeutung“ zeigt, wie wichtig die Arbeit an der Überlieferung (Quellenlektüre) und ihrer Interpretation („Kontext der Dinge“) ist.
Karl Brunners eindrucksvolles wissenschaftliches Oeuvre umfasst über ein Dutzend Monographien und mehr als 100 Aufsätze und Beiträge in Fachzeitschriften und Sammelbänden. Einige seiner Bücher sind zu viel zitierten Standardwerken geworden: „Oppositionelle Gruppen im Karolingerreich“ (1979, Veröffentlichung des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bd. 25); „Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis zum 12. Jahrhundert (Wien, 1994, Bd. 2 der „Österreichischen Geschichte“, Hrsg. Herwig Wolfram), „Leopold, der heilige. Ein Portrait aus dem Frühling des Mittelalters“ (Wien 2009).
Karl Brunner hat in den Jahrzehnten seiner wissenschaftlichen Tätigkeit deutlich und kontinuierlich über das akademische Feld hinaus gewirkt. Zwischen 1981 und 1995 hat er fünf große Landes-ausstellungen wissenschaftlich geleitet und dazu die entsprechenden umfangreichen Kataloge erstellt. Karl Brunner war einer der ersten, der die Möglichkeiten der Digitalisierung und elektronischen Datenverarbeitung für seine Forschungen und Auswertungen genutzt hat: Beispielhaft genannt sei monasterium.net, das größte mitteleuropäische Webportal für digitalisierte Urkundenbestände, oder die Bilddatenbank des Instituts für Realienkunde des Mittelalters: diese Bilddatenbank wurde unter der Leitung Karl Brunners weiterentwickelt und stellt eine europäische Pionierleistung dar.
Karl Brunner hat an der Universität Wien Geschichte, Philosophie und Germanistik studiert, wurde 1968 promoviert und war ab 1969 Universitätsassistent an der Universität Wien, wo er sich 1978 habilitierte (Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften). 1983 wurde Karl Brunner zunächst als außerordentlicher Universitätsprofessor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an die Universität Wien berufen, und 2000 zum Universitätsprofessor. 1990-1995 Leiter des Projekts „Integrative Geschichte“ und der Arbeitsgemeinschaft „Geschichte und Umwelt“ an der Wissenschaftlichen Landesakademie Krems; 1991-2001 zugeordnet dem Interuniversitären Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF, bis vor kurzem Fakultät der Universität Klagenfurt).
Von 1996 bis 2003 leitete Karl Brunner das Institut für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (damals zur ÖAW gehörend). Von 2002 bis zu seinem Ruhestand 2009 war Karl Brunner Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung.