Wilhelm Hartl-Preis 2009

Götz Pochat wird in Anerkennung seiner hervorragenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Kunsttheorie und Ästhetik ausgezeichnet.

In seinen Forschungen beschäftigt sich Götz Pochat in erster Linie mit der Geschichte der Ästhetik, der Kunsttheorie und der Verwendung des Symbolbegriffs in der Kunst. Ausgehend von Studien über die Kunst der Renaissance befasste er sich zunächst mit den Zusammenhängen zwischen Theater und bildender Kunst, wobei er bald die Liturgie und das geistliche Spiel des Mittelalters in seine Überlegungen einbezog. Diese Untersuchungen führten zur Frage der Verwendung des Symbols in der Kunst - als Buch 1983 in Deutschland erschienen mit dem Titel „Der Symbolbegriff in der Ästhetik und Kunstwissenschaft".

Sein internationaler Ruf beruht vor allem auf der umfassenden „Geschichte der Ästhetik und Kunsttheorie. Von der Antike bis zum 19. Jahrhundert". In diesem Werk und in zahlreichen Aufsätzen geht es für Götz Pochat um Struktur und Charakter der Kunstwerke, die historischen Umstände ihrer Entstehung, Auftragslage und Rezeption, sowie um Fragen kunsttheoretischer und kunstphilosophischer Natur. Im ersten Fall geht es um Regeln und Normen des Kunstschaffens, die sich im Laufe der Zeit herauskristallisiert haben, im zweiten um prinzipielle Fragen wie das Schöpferische oder der Sinn von Kunst. Oft werden in der Kunsttheorie und Kunstphilosophie die Grenzen der Kunstgattungen überschritten - nicht nur bildende Kunst und Architektur sind Gegenstand der Darstellung, auch Literatur und Musik im Rahmen ihrer spezifischen Erscheinungs- und Ausdrucksformen finden Berücksichtigung. Grenzüberschreitungen sind nicht das Resultat nachträglicher wissenschaftlicher Reflexion nach dem Motto der „wechselseitigen Erhellung der Künste". Sie spielen vielmehr beim Kunstschaffen von Beginn an eine wesentliche Rolle. Ästhetisches Verhalten seitens der Urheber und Rezipienten ist dabei, wenn auch unausgesprochen, immer gegenwärtig.

In den letzten Jahren wandte sich Götz Pochat dem Phänomen Zeit in der bildenden Kunst zu - Zeitlichkeit hinterlässt in allen Kunstwerken ihre Spur, sie spielt aber auch in der Rezeptionsästhetik, wie im Bewusstsein überhaupt, eine fundamentale Rolle.

Der Preisträger

Götz Pochat, geb. 1940, studierte Kunstgeschichte, Psychologie und Literaturgeschichte an den Universitäten Bonn und Stockholm. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Assistent und Dozent am Kunsthistorischen Institut der Universität Stockholm, war er von 1981 bis 1987 Professor für mittlere und neuere Kunstgeschichte an die RWTH Aachen. 1987 wurde er an die Universität Graz berufen, wo er bis 2007 als Ordinarius für Kunstgeschichte tätig war. In den Jahren 1981 bis 1997 war er Vorsitzender des Österreichischen Kunsthistorikerverbandes. 2008 wurde er mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.