Kay Helfricht wird für seinen Artikel Calibrated Ice Thickness Estimate for All Glaciers in Austria, publiziert in Frontiers in Earth Science, April 2019, vol. 7, Article 68 ausgezeichnet.
Das Wissen über die Verteilung der Eisdicke und das Gesamtvolumen des Eises ist eine Voraussetzung zur Berechnung der zukünftigen Gletscherausdehnung sowohl für glaziologische als auch für hydrologische Anwendungen und Fragestellungen. Dafür wurden Modelle zur Abschätzung der Eisdicken entwickelt, wobei sich deren Modellparameter aufgrund der Geometrie und der Dynamik der Gletscher regional und zeitlich erheblich unterscheiden und ändern. Diese Studie trägt zu einem besseren Verständnis der Genauigkeiten und Grenzen modellierter Eisdicken bei, indem sie einen umfassenden Datensatz von In-Situ-Eisdickenmessungen von 58 Gletschern in den österreichischen Alpen und die beobachteten Gletschergeometrien von drei österreichischen Gletscherinventaren zwischen 1969 und 2006 in die Kalibrierung eines Eisdickenmodells einbezieht, um einen verbesserten Eisdickendatensatz für die österreichischen Alpen zu berechnen.
Es zeigte sich, dass der primäre Modellparameter, der die Auswirkungen der Massenbilanz an der Oberfläche sowie des Eisflusses berücksichtigt, über die Zeit erheblich abnimmt und für jede Periode zwischen den Gletscherinventaren neu angepasst werden muss, um die beobachtete Eisdicke bestmöglich zu reproduzieren. Dies veranschaulicht die allgemeine Stagnation der Gletscher in Österreich über die vergangenen Jahrzehnte. Mit dem kalibrierten Parametersatz konnten 93% der beobachteten Eisdickenänderung auch modelliert werden. Für alle Gletscher des jüngsten österreichischen Gletscherinventars 2006 wurde ein Volumen von 15,9 km³ ermittelt. Allein die zehn größten Gletscher haben dabei einen Anteil von 25% der Fläche und 35% des gesamten Eisvolumens. Eine Schätzung basierend auf Massenbilanzmessungen von neun Gletschern zeigt einen zusätzlichen Volumenverlust von weiteren 22 % bis 2016. Damit sind derzeit noch rund 12 km³ Eis in den Gletschern Österreichs gespeichert. Geschmolzen bedeutet dies in etwa einen Wasserstand von 12-13 cm verteilt über die Fläche von Österreich.
Kay Helfricht hat das Diplomstudium Meteorologie und Geophysik an der Universität Innsbruck im Dezember 2009 abgeschlossen und war anschließend Forschungsassistent am Institut für Meteorolgie und Geophysik in Innsbruck. 2010 startete Kay Helfricht als Doktorand am alp-S Centre for Climate Change Adaption (Zentrum für Klimawandelanpassung) und promovierte im September im Fach Geo-und Atmosphärenwissenschaften an der Universität Innsbruck.
Seine Dissertation über die räumliche Verteilung der Schneedecke im Hochgebirge wurde seitens der Österreichischen Gesellschaft für Hydrologie mit dem Werner Kresser Preis ausgezeichnet.
Seit Oktober 2014 hat Kay Helfricht eine Postdoc-Stelle am Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der ÖAW; er arbeitet als Projektleiter in glaziologischen und meteorologischen Projekten. Die Gottfried und Vera Weiss Prize Science Foundation hat Kay Helfricht als ersten Wissenschafter mit dem Preis für Meteorologie ausgezeichnet (2015). Sein derzeitiges Projekt Hidden.Ice im Rahmen der ÖAW Earth System Sciences-Förderung beschäftigt sich mit der Auswirkung von vermehrten Steinschlag aus auftauenden Felswänden auf den Rückgang der Gletscher und den Transport von Schutt in Gebirgsbächen.