Maximilian Graf wird für seine Monographie Österreich und die DDR 1949–1990. Politik und Wirtschaft im Schatten der deutschen Teilung, erschienen im Verlag der ÖAW, 2016.
Bei dieser Publikation handelt es sich um die erste Gesamtdarstellung zu den Beziehungen zwischen Österreich und der DDR im Kalten Krieg. Ausgehend von den divergierenden Entwicklungen Deutschlands und Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg wird zunächst die Zeit bis zur Anerkennung im Jahr 1972 analysiert. Offizielle Beziehungen zur DDR waren aus Rücksicht auf die Bundesrepublik Deutschland tabu, aber dennoch entwickelten sich intensive inoffizielle diplomatische und bisher gänzlich unbekannte politische Kontakte. Diese führten zwar nicht zu einer rascheren Anerkennung der als Pariastaat wahrgenommenen DDR durch Österreich, legten aber den Grundstein für die spätere Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen. Einen Schwerpunkt dieses Abschnitts stellt auch das Schicksal der 20.000 im deutschen „Arbeiter- und Bauernstaat“ lebenden Österreicher dar.
Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen avancierte Wien auf dem internationalen Parkett zum „Eisbrecher“ für die DDR; Ost-Berlin honorierte dies mit humanitären und wirtschaftlichen Konzessionen. Die 1975 – sehr zum Missfallen Bonns – erfolgte Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft ermöglichte die Lösung humanitärer Härtefälle. Kanzler Bruno Kreisky besuchte 1978 als erster westlicher Regierungschef die DDR und 1980 absolvierte der ostdeutsche Staats- und Parteichef Erich Honecker seinen ersten Westbesuch in Österreich. Dies hatte eine veritable Ausweitung der Wirtschaftsbeziehungen zur Folge. Österreich vergab erhebliche Kredite und erhielt dafür im Gegenzug Großaufträge für seine verstaatliche Industrie. Dieses Geschäftsmodell half der maroden DDR ihre Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Dagegen waren die DDR-Geschäfte ein Hauptgrund für die schwere Krise der österreichischen Verstaatlichten Mitte der 1980er-Jahre. Dennoch war eine Wirtschaftspartnerschaft entstanden und Österreichs Haltung zur deutschen Einheit war zumindest ambivalent. Die vielbeachtete Studie Grafs stellt einen fundamentalen Beitrag sowohl zur Geschichte der DDR-Außenpolitik, als auch zur politischen Kultur des neutralen Österreich – insbesondere in der Ära Kreisky – dar.
Maximilian Graf hat 2012 im Fach Geschichte an der Universität Wien promoviert. Bereits als Dissertant war er am Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der ÖAW tätig; als wissenschaftlicher Mitarbeiter hat er an diesem Institut ab 2013 an mehreren FWF-Projekten mitgearbeitet, Forschungsschwerpunkte: Europäische Zeitgeschichte nach 1945. Seit September 2017 arbeitet Maximilian Graf am European University Institute in Florenz. 2014 wurde Maximilian Graf mit dem Karl von Vogelsang-Staatspreis für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften ausgezeichnet und 2015 mit dem Dr. Alois Mock-Wissenschaftspreis.