Erwin Schrödinger-Preis 2009

Bernd Mayer wird in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Biochemie und Pharmakologie von Stickoxiden sowie der NO-Biosynthese ausgezeichnet.

Stickstoffmonoxid (NO) ist ein gasförmiges Signalmolekül, das in nahezu allen Zellen des Organismus gebildet wird und vielfältige physiologische Funktionen hat. Von besonderer Bedeutung ist die NO-Bildung in Endothelzellen von Blutgefäßen, die durch Hormone und Neurotransmitter stimuliert wird und eine Erweiterung der Gefäße und damit eine Senkung des Blutdrucks bewirkt. Aus Endothelzellen freigesetztes NO verhindert aber auch die Ablagerung von Blutplättchen und dadurch die Bildung von Blutgerinnseln, die durch Verschluss von Blutgefäßen Durchblutungsstörungen von lebenswichtigen Organen zur Folge haben können (z. B. Herzinfarkt oder Schlaganfall). Mit Erkenntnissen über NO erschließen sich somit neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Gefäßerkrankungen und den dadurch bedingten Organschäden.
Bernd Mayer beschäftigt sich seit langem mit der Biosynthese und physiologischen Funktion von Stickstoffmonoxid. Ende der 1980er Jahre gelang ihm die Identifizierung von Enzymen, die die Aminosäure Arginin zu NO und einer weiteren Aminosäure, L-Citrullin, umsetzen. Diese NO-Synthasen haben sich als Cytochrom P450-Enzyme von einzigartiger Komplexität erwiesen, die neben Häm-Eisen auch Tetrahydrobiopterin als redoxaktiven Kofaktor enthalten. Von besonderer Bedeutung war die Entdeckung, dass NO-Synthasen bei einem niedrigen Tetrahydrobiopterin-Spiegel toxische Moleküle bilden, die u.a. zur Fehlfunktion von Blutgefäßen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Atherosklerose beitragen.
In den vergangenen Jahren untersuchte Bernd Mayer die molekularen Wirkungen des Koronartherapeutikums Nitroglycerin und konnte kürzlich nachweisen, dass dieses organische Nitrat durch das Enzym ALDH2, mitochondriale Aldehyd-Dehydrogenase, zu NO metabolisiert wird. Damit lieferte er einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der therapeutischen Wirkung eines Arzneistoffs, der seit 130 Jahren für die Therapie der Angina pectoris eingesetzt wird.

Der Preisträger

Bernd Mayer, geb. 1959, studierte Chemie und Physik an der Universität Graz, wo er 1983 auch promovierte. Nach einem mehrjährigen Post-doc-Aufenthalt an der Freien Universität Berlin erhielt er im Jahr 1991 die venia docendi für biochemische Pharmakologie und kehrte als Leiter einer Forschungsgruppe für Stickoxide an die Universität Graz zurück. Seit 1998 ist er Leiter des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie und seit 1999 o. Prof. für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Graz.