Walter Kutschera wird in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Kernphysik, insbesondere der Beschleunigermassenspektrometrie ausgezeichnet.
Die Beschleunigermassenspektrometrie (AMS = Accelerator Mass Spectrometry) ist ein spin-off der Kernphysik. Diese Methode - Teilchenbeschleuniger, die ursprünglich für die Untersuchung von Kernreaktionen gebaut wurden, als ultra-sensitive Massenspektrometer zu verwenden - wurde Ende der 1970er Jahre in den USA entwickelt. Der Preisträger hat während seines langjährigen Aufenthalts in Chicago dieses Gebiet seit den Anfängen maßgebend mitgestaltet. AMS erlaubt es, ein Probenmaterial buchstäblich Atom für Atom zu zerlegen und die Atome eines Elements (Isotope) nach ihrer Masse zu sortieren. Dabei können winzigste Mengen von Spurenisotopen nachgewiesen werden. Insbesondere langlebige Radioisotope, also instabile Isotope, die durch die kosmische Strahlung immer neu erzeugt werden, lassen sich in äußerst geringen Konzentrationen beobachten. Ihr Nachweis erlaubt es, physikalische und chemische Prozesse in vielen Bereichen der Umwelt zu verfolgen. Dies führt in Wissensgebiete, die sich von der Archäologie (z.B. Alterbestimmung mit der C-14 Methode), über die Erdwissenschaften und die Biowissenschaften (z.B. DNA-Datierung mit dem C-14 Bomben Peak) bis hin zur Astrophysik erstrecken. Bedeutende Arbeiten umfassen z.B. die Datierung des Turiner Grabtuches, die Altersbestimmung von Antarktischem Eis ebenso wie des Eismannes Ötzi sowie in den letzten 10 Jahren die Arbeiten innerhalb des Spezialforschungsbereiches „SCIEM 2000" zur Synchronisation der Zivilisationen im östlichen Mittelmeerraum.
Walter Kutschera, geboren 1939 in Wien, studierte Physik an der Technischen Hochschule und an der Universität Graz, wo er 1965 promovierte. Nach Aufenthalten am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg, an der Universität Tokio und der TU München habilitierte er sich 1977 für Experimentalphysik. 1978 bis 1993 forschte er am Argonne National Laboratory in Chicago, sowie im Rahmen von Gastaufenthalten u.a. am Weizmann-Institut und an der Hebrew University in Jerusalem.
Im Jahr 1993 wurde er als Professor für Physik an die Universität Wien berufen, wo er Vorstand des Instituts für Isotopenforschung und Kernphysik wurde und die für Österreich einmalige AMS-Anlage, den Vienna Environmental Research Accelerator („VERA-Labor") aufbaute und bis 2008 leitete.
2007 wurde Walter Kutschera das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.