Bruno Langmeier wird für seine Dissertation Ordnung in der Polis. Grundzüge der politischen Philosophie des Aristoteles ausgezeichnet.
Mit dieser Dissertation, die 2018 im Verlag Karl Alber Freiburg/München (Schriftenreihe „Symposion“, Bd. 137) erschienen ist, legt Bruno Langmeier die Grundzüge der aristotelischen politischen Philosophie in ihrem Zusammenhang dar, beschränkt sich also nicht auf eine isolierte Interpretation einzelner Aspekte. Dabei stellt die Arbeit das Thema der Ordnung - als zentraler Begriff der aristotelischen politischen Philosophie - in den Mittelpunkt ihrer Analyse, da Aristoteles sowohl machtpolitisch instabile als auch normativ mangelhafte Polis-Ordnungen als wesentliche Hindernisse für das gute Leben der Bürger seiner Zeit ansieht.
Die vorliegende Interpretation vermag im ersten Abschnitt zu verdeutlichen, dass Aristoteles diesem Problem mit seinen Grundgedanken der Herrschaft des Rechts (Institutionalismus einer „rule of law“) und der politischen Freundschaft (im Sinne von geteilten Auffassungen in den normativen Fragen des Guten, Gerechten und Nützlichen) begegnen will. Damit vermeidet er sowohl ein ultrarealistisches Politikverständnis (ohne normative Bindungskraft) als auch ein utopisch-moralistisches (ohne machtpolitische Perspektive) und kann überdies als Ahnvater des formellen Rechtsstaates gelten.
Im zweiten Abschnitt zeigt Bruno Langmeier, dass Aristoteles in seiner Bewertung der Verfassungstypen machtpolitischen Realismus zeigt, aber trotzdem durch den von ihm angelegten normativen Maßstab des guten Lebens zu scharfer Kritik an verfehlten Verfassungen fähig ist: Weder überfordert Aristoteles die Bürgerschaften mit machtpolitisch nicht durchsetzbaren utopischen Vorschlägen, noch passt er sich ängstlich den gerade herrschenden Verhältnissen an.
Im dritten Abschnitt erbringt eine anhand von fünf Kriterien durchgeführte Detailanalyse speziell für die Verfassungstypen von Königtum, Aristokratie, Politie und Demokratie wichtige neue Forschungsergebnisse. Der Schlussteil endet mit einem Ausblick auf mögliche Aktualisierungen der aristotelischen politischen Philosophie: Hier geht Bruno Langmeier der Frage nach, ob die aristotelischen Leitgedanken der Rechtsordnung und der politischen Freundschaft für die Politik unserer Zeit noch von Relevanz sein können.
Bruno Langmeier hat das Dissertationsstudium Philosophie an der Universität Bonn 2014 abgeschlossen. Bis zu seinem Wechsel an die Universität Bonn studierte er Philosophie an der Universität Wien. Von 2013-2014 war Bruno Langmeier als Universitätsassistent am Institut für Philosophie der Universität Graz tätig; 2013 begründete er zusammen mit Prof. Dr. Stefan Büttner die Gesellschaft für antike Philosophie Österreich (GANPHÖ), deren stellvertretender Vorsitzender er 2013-2015 war. Seit Mai 2014 ist Bruno Langmeier Universitätsassistent an der Professur für antike und mittelalterliche Philosophie der Universität Würzburg.