zu gleichen Teilen an Christine Lehne und Barbara Stelzl-Marx
Christine Lehne wird für ihre Dissertation sententiae et opiniones. Eine Untersuchung zur römischen Rechtswissenschaft der Republik ausgezeichnet.
In ihrer Dissertation befasst sich Christine Lehne zum einen mit der Geschichte und Entwicklung der römischen Rechtswissenschaft, zum anderen mit der Rolle, die die Juristen in Rechtsprechung und Rechtsfindung spielten.
War man bisher davon ausgegangen, dass die Juristen der römischen Republik tendenziell der Oberschicht angehörten und die Rechtswissenschaft in Rom ein hohes Ansehen hatte, so zeigte sich im Lauf der Untersuchung ein differenzierter Befund: Die Juristen im Rom der Republik ließen sich in kein starres Schema pressen, sondern stellten eine sehr heterogene Bevölkerungsgruppe dar, die von Aufsteigern aus kleinen Verhältnissen bis zu Berufspolitikern aus aristokratischem Haus die ganze Vielfalt der römischen Bevölkerung widerspiegelte. Erstaunlich war auch die große Zahl an verwandtschaftlichen Verbindungen, die sich anhand der prosopographischen Bearbeitung nachverfolgen ließen. Auf den ersten Blick verwunderlich war auch, dass die römische Rechtswissenschaft keinesfalls als besonders wichtig und ruhmbringend empfunden wurde, sondern eher als eine Art Hilfswissenschaft der Rhetorik.
Im zweiten Teil der Arbeit, der die Stellung der Juristen im römischen Prozess zum Thema hatte, wurde versucht, anhand einer systematischen Darstellungen der verschiedenen, im Prozess involvierten Personen Rückschlüsse auf die Mitarbeit der Juristen an der Rechtsprechung und mittelbar auch an der Rechtsschöpfung zu ziehen. Dabei wurde deutlich, dass die Juristen auf sehr viel direktere Art und Weise in das römische Gerichtssystem eingebunden waren als bisher angenommen wurde, und sie besonders häufig als Richter und Anwälte auftraten, was das Verhältnis von Rechtswissenschaft und Rechtssystem in einem neuen Licht erscheinen lässt.
Christine Lehne studierte Klassische Philologie und Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck, wo sie 2012 auch promovierte. Seit 2008 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Römisches Recht und Rechtsgeschichte der Universität Innsbruck.