Eva Zehentner wird für ihre Monographie Competition in language change: Therise of the English dative alternation, Berlin: Mouton de Gruyter 2019, ausgezeichnet.
Die Monographie Competition in language change: The rise of the English dative alternation beschäftigt sich mit dem Entstehen der Dativalternation. Dieses viel-erforschte Phänome des Modern-Englischen beschreibt die Tatsache, dass Verben wie give oder send in zwei verschiedenen grammatikalischen Strukturen verwendet werden können – einerseits eine Konstruktion mit zwei nominalen Objekten (They gave the student a book), und andererseits eine Kombination mit einem nominal direkten und einem präpositionalen indirekten Objekt (They gave a book to the student). Während die erste Option im Altenglischen Standard war, war die zweite Option – ähnlich dem Deutschen – im früheren Englischen nur sehr bedingt verfügbar, und begann erst um 1100 häufiger zu werden. Diese Entwicklung ging mit verschiedenen anderen Veränderungen einher, darunter der Verlust der Kasusmorphologie (d.h. Fallendungen) und die Fixierung der Satzstellung. Waren im Altenglischen die Objekte noch jeweils kasusmarkiert (wie etwa im Deutschen Sie haben der Studentin-DATIV ein Buch-AKKUSATIV gegeben), und ihre Reihenfolge sehr frei, ist die Situation im Modern-Englischen deutlich anders: Die Objekte sind formal nicht voneinander zu unterscheiden, zur Abgrenzung muss nun die Wortstellung oder die Präposition herangezogen werden. Zusätzlich können Verben wie steal im Gegensatz zu früher (und auch zum Deutschen) nicht mehr in den genannten Strukturen benutzt werden; Sätze wie They stole the student a book bezeichnen heute, dass etwas für anstatt von jemandem gestohlen wurde. Ähnlich ist Open me the door im Modern-Englischen ungrammatikalisch, aber im Altenglischen sowie im Deutschen noch möglich.
Die vorliegende Arbeit untersucht die verschiedenen Aspekte der Entstehung des Phänomens der Dativalternation auf der Basis einer quantitativen, korpus-linguistischen Studie – über 5.000 Beispiele der beiden Strukturen in einer elektronisch aufbereiteten Sammlung von mittelalterlichen Texten (1150-1500) wurden extrahiert, analysiert, und statistisch ausgewertet. Zusätzlich nimmt die Monographie einen spieltheoretischen Zugang zu den genannten Themen. Die Ergebnisse der Studien wurden in einem kombinierten theoretischen Modell von Konstruktionsgrammatik und Evolutionärer Linguistik interpretiert: Letztlich wird die Geschichte der englischen Dativalternation als eine Abfolge von sprachlicher Innovation, sprachlichem Wettbewerb (competition), sprachlicher Kooperation, und sprachlicher Koevolution erklärt.
Eva Zehentner hat Diplomstudien im Fach English and American Studies (Abschluss: 2012) sowie Indogermanistik (Abschluss: 2013) an der Universität Wien abgeschlossen. Von 2012 bis 2016 hatte sie eine Prae-Doc Assistenzstelle am Institut für Anglistik der Universität Wien (Bereich historische Sprachwissenschaft), wo sie 2016 promovierte, und im Anschluss eine einjährige Post-Doc-Stelle übernahm (2016-2017). Von 2017 bis 2020 war Eva Zehentner am Department of Language and Linguistic Science der University of York, UK als Lecturer (vergleichbar einer Assistenzprofessur) angestellt. Seit 2018 arbeitet Eva Zehentner (vorerst in Teilzeit, und seit 2019 zu 100 %) als Post-doc-Wissenschaftlerin in einem SNSF-geförderten Projekt zur Rolle von Präpositionen in der Geschichte des Englischen am Institut für Anglistik der Universität Zürich.