Agnes Grond wird für ihr Dissertationsprojekt Literale Lebenswelten. Sozialisationsprozesse in Migrantenfamilien. Eine Fallstudie ausgezeichnet.
Integration von Zuwanderern wird in Österreich mit Sprachkenntnissen gleichgesetzt und die Überprüfung dieser Kenntnisse bilden die Bedingungen für das Recht auf Aufenthalt. Sprachliche Förderung stellt somit auch den Kernbereich österreichischer Integrationspolitik dar. Als besonders problematisch wird der Bereich des Schriftlichen mit allen damit verbundenen kulturspezifischen Kommunikationsstrategien empfunden, und zwar sowohl von Lernenden als auch von Lehrenden.
In einer Fallstudie zu einer türkisch-kurdischen Familie, deren Mitglieder drei Generationen umfassen, geht die Preisträgerin literalen Erwerbsprozessen im familiären Bereich nach. Die Hauptfragestellungen betreffen die Anpassungsstrategien, die unternommen werden, um in einer literal organisierten Gesellschaft teilhaben zu können. Weiters wird erhoben, wie sich literales Handeln konkret sprachlich äußert und wie sich mündlich konzipierte und schriftlich konzipierte Äußerungen strukturell unterscheiden.
Methodisch werden soziokulturelle Momente schriftsprachlichen Handelns in teilnehmender Beobachtung und in Interviews zugänglich gemacht, und durch Literaturrecherchen im Bereich islamisch geprägter Lerntraditionen und -strategien vervollständigt.
Die zu erwartenden Ergebnisse sollen zeigen, welche Lernschritte in den schriftkulturellen Normen des Einwanderungslandes bereits erfolgt sind, und in ein Diagnoseinstrumentarium für sprachliche Fördermaßnahmen münden.
Agnes Grond, geb. 1972, studierte Musikwissenschaft und Allgemeine Sprachwissenschaft an den Universitäten Graz und Wien. Sie ist Doktorandin am Institut für Germanistik der Universität Graz.