Vera Sophie Ahamer wird für ihr Dissertationsprojekt "Kinder als Dolmetscher" mit dem Dissertationspreis für Migrationsforschung 2008 ausgezeichnet. Darin untersucht sie einerseits das Problem der Kommunikationsbarrieren für Migrantinnen und Migranten in öffentlichen Einrichtungen, wie Ämtern, Schulen oder Krankenhäusern; andererseits behandelt sie die sehr kontroverse Lösungsmöglichkeit aus den eigenen Reihen der Migranten – den Einsatz von Kindern als Dolmetschern.
In verschiedenen Einwanderungsländern durchgeführte Studien haben nicht nur positive Auswirkungen des Dolmetschens auf Kinder etwa im Zusammenhang mit dem Zweitspracherwerb oder Schulerfolg deutlich gemacht, sondern weisen auch auf negative Konsequenzen hin - wie Rollenumkehr in der Familie, Traumatisierung in besonders prekären Situationen oder das Misslingen der Kommunikation. Inwieweit Kinder in Österreich als Dolmetscher zum Einsatz kommen und welche Erfahrungen sie dabei machen, ist Gegenstand des Forschungsvorhabens von Vera Sophie Ahamer. Es soll dabei nicht nur ein Ist-Zustand dokumentiert, sondern darüber hinaus die Notwendigkeit migrationsspezifischer Maßnahmen wie zum Beispiel Dolmetschdienste, die vielschichtige Problematik des Zweitspracherwerbs als integrationspolitische Maßnahme sowie eventuelle Potentiale und Risiken, die das Dolmetschen von Kindern in sich birgt, untersucht werden.
Vera Sophie Ahamer, geboren 1977, studierte Geschichte und Romanistik sowie Dolmetschwissenschaft an der Universität Wien. Seit 2006 ist sie Doktorandin am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien und unterrichtet Deutsch als Fremdsprache an der Diplomatischen Akademie Wien.