Manfred Pfaffenthaler wird für sein Dissertationsprojekt „‘Die Gastarbeiterroute‘. Wahrnehmung eines europäischen Migrationsweges." ausgezeichnet, in dem er sich mit einem bedeutenden Phänomen der jüngeren europäischen Migrationsgeschichte befasst - der Arbeitsmigration, die als Gastarbeit in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannt wurde.
In einem Zeitraum von ungefähr 30 Jahren waren mehrere Millionen Menschen auf der Suche nach Arbeit in Bewegung und „pendelten" entlang einer Nord-Südachse zwischen Arbeits- und Heimatort. Für viele war diese Achse gleichbedeutend mit der Gastarbeiterroute, die auch quer durch Österreich verlief.
In seiner Arbeit beschäftigt sich Manfred Pfaffenthaler mit dem steirischen Teilstück der Gastarbeiterroute. Diese etwa 300 km lange Strecke von Schladming bis zur jugoslawischen Grenze war besonders berüchtigt und erlangte aufgrund außerordentlich hoher Unfallzahlen traurige Berühmtheit. Für kulturwissenschaftliches Forschen bisher nicht genutzte Daten, wie zum Beispiel Verkehrs- und Unfallstatistiken, werden zusammengeführt mit der Analyse von Printmedien und gut ausgewählten Zeitzeugeninterviews. Die Erinnerungen der Menschen im Transit werden ebenfalls durch Interviews erfasst.
Ein großer Teil der Migrationsforschung befasst sich mit Integrationsstudien oder dem Wandel der sozialen Strukturen in betroffenen Gesellschaften. Im Gegensatz dazu versteht Manfred Pfaffenthaler in seinem Dissertationsprojekt Migration nicht nur als transnationale Erfahrung sondern vor allem auch als Transiterfahrung - ebenso als physisches wie als identitätsstiftendes „Pendeln" zwischen zwei Gesellschaften, mitunter zwischen zwei Heimaten.
Manfred Pfaffenthaler, geboren 1980, studierte Geschichte und Philosophie an der Universität Graz. Seit Oktober 2008 ist er Doktorand am Institut für Geschichte der Universität Graz. Seine Forschungsschwerpunkte sind Südosteuropäische Geschichte und Zeitgeschichte.