Diana Christin Reiners wird für ihr Dissertationsprojekt "Learning for Precarity: Alltagserfahrungen Jugendlicher mit Migrationshintergrund im Umgang mit den veränderten Strukturen der Gegenwartsgesellschaft" mit dem Dissertationspreis für Migrationsforschung 2008 ausgezeichent.
In ihrer Dissertation, die durch ein DOC-team-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gefördert wird, befasst sich Diana Christin Reiners mit den Alltagserfahrungen und Lebensentwürfen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Strukturelle Probleme des Schulsystems und verstärkte Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt setzen Migrantinnen und Migranten einem hohen Risiko von Armutsgefährdung aus. Durch ein niedriges Qualifikationsniveau sowie besondere Konzentration in unqualifizierten Tätigkeiten und in Arbeitsmarktsegmenten, die von hoher Fluktuation betroffen sind und nur geringe Einkommenschancen bieten, sind vor allem Jugendliche stark von Prekarität und Arbeitslosigkeit betroffen. Durch das oft geringe Einkommen der Familien stehen Jugendliche mit Migrationshintergrund aber unter erhöhtem Druck, zum Familieneinkommen beizutragen oder einen eigenen Haushalt zu gründen. Die Erfahrung schwindender Integration in die Produktivgesellschaft und die Verdrängung in niedrigste soziale Positionen hat gravierende Konsequenzen für die sozialen Identitäten von jugendlichen Migrantinnen und Migranten.
Die Jugendlichen werden als Expertinnen und Experten ihres eigenen Lebens ernst genommen: ihre Perspektiven, ihre gelebten Erfahrungen, Probleme, Deutungen und Handlungsstrategien stehen im Zentrum. An ihren Umgangs- und Bewältigungsstrategien wird deutlich, dass ihre Suche nach Handlungsalternativen und Gelderwerb sie paradoxerweise gerade in die prekären, flexibilisierten Arbeitsorientierungen hineinsozialisiert, die sie zu überwinden versuchen.
Mag. Diana Christin Reiners, geboren 1979, studierte Kunstgeschichte und Kulturanthropologie an der Universität Graz. Zurzeit beendet sie ihre Dissertation am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Graz und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Transformationen der Arbeitswelt“, durchgeführt von der Universität St. Gallen und dem Hamburger Institut für Sozialforschung.