zu gleichen Teilen an Eva Kössner und Jeremias Stadlmair
Eva Kössner wird für ihr Dissertationsprojekt Remembering Oslo in Transnational Contexts: Young Palestinian Migrants and their Memories of the Oslo Accords ausgezeichnet.
Der Begriff Oslo-Abkommen bezeichnet verschiedene Abkommen, die in den 1990er Jahren im Rahmen des Oslo-Friedensprozesses zur Lösung des Nahostkonflikts geschlossen wurden. Der Einfluss der Auswirkungen dieser Abkommen auf die lokale palästinensische Bevölkerung und die palästinensische Nationalbewegung als Ganzes auch zwanzig Jahre danach sehr stark.
Zahlreiche junge PalästinenserInnen, die in dieser Zeit in den palästinensischen Autonomiegebieten sozialisiert wurden, haben Palästina temporär oder auf Dauer verlassen. Durch ihre eigene Migration und da palästinensische Familien durch die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts vielfach über den ganzen Erdball verstreut leben, erinnern diese jungen Menschen heute oft in sehr heterogenen, durch grenzüberschreitende Flüsse verbundenen Kontexten. Im Rahmen von Erinnerungsprozessen ordnen und bewerten sie damals Erlebtes und rekonstruieren so auch ihre aktuellen Lebenswelten. Doch welche Rolle spielen diese grenzüberschreitenden Vernetzungen und Flüsse für alltägliche Erinnerungspraktiken?
Am Beispiel von jungen PalästinenserInnen in Wien, Amman und dem Westjordanland geht das Dissertationsprojekt dieser Frage nach. Teilnehmende Beobachtung an verschiedenen transnational vernetzten Orten sowie Online-Ethnographie ermöglicht eine Annäherung an die Lebenswelten junger PalästinenserInnen. Der Fokus liegt dabei auf sozialen Erinnerungspraktiken, welche die Reproduktion bestimmter Vorstellungen in unterschiedlichen Situationen zulassen.
Innerhalb dieser ethnographischen Feldforschung werden persönliche Narrative durch Interviews erhoben sowie online zirkulierenden Inhalten nachgespürt. Mediale Berichterstattung sowie Aktivitäten von politischen Parteien, Gruppierungen und Vereinen dienen der vertiefenden Kontextualisierung des erhobenen Materials.
Nach dem Abschluss des Lehrgangs für Grafik- und Kommunikationsdesign am New Design Center St. Pölten sowie des Lehrgangs für künstlerische Fotografie in Wien und mehrjähriger Tätigkeit als Werbegrafikerin studierte Eva Kössner Kultur- und Sozialanthropologie sowie Arabistik an der Universität Wien. Seit 2013 ist sie Doktorandin am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien. 2013 war sie Junior Fellow des IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz; 2014 wurde ihr ein DOC-Stipendium der ÖAW zuerkannt.